Künftig sollen Experten Hilfesuchende im Internet beraten. Über die Kantonsgrenzen hinweg, rund um die Uhr. Das Angebot ist eine zukunftsweisende Ergänzung zu den bestehenden über 600 Drogen- und Suchteinrichtungen der Schweiz.
So zahlreich sind diese Angebote, dass sogar einzelne Berater den Überblick verloren haben. Sie haben sich an die Sucht-Koordinationsstelle Infodrog und an das Bundesamt für Gesundheit gewandt mit der Bitte, eine nationale Lösung anstelle des „Angebots-Dschungels“ zu prüfen, sagt Peter Menzi von Infodrog gegenüber Radio SRF.
Gute Erfahrungen in Deutschland
Die Grundlagen für eine schweizweite Online-Suchtberatung sind nun geschaffen. Sie stützen sich auf die Erfahrungen in Deutschland. Dort macht die Jugend- und Elternberatung bereits seit zehn Jahren sehr gute Erfahrungen mit der Online-Beratung.
Laut deren Leiter, Heinz Thiery, ist die wichtigste Erfahrung, dass mit dem Online-Angebot auch Menschen erreicht werden, die nicht in eine persönliche Beratung gehen: «Leute haben Hemmschwellen, warum auch immer. Sie glauben, dass das Thema so nicht vorgetragen werden kann oder soll oder sie schämen sich.» Diese Menschen nutzen laut Thiery lieber das Internet für eine Beratung.
Die Probleme werden viel schneller benannt als in einer realen Beratung, ergänzt Heinz Thiery und spricht auch von Prävention. Anhand der Logdateien der Website lasse sich feststellen, dass zwischen der Hälfte und drei Viertel der Besucher im Internet lesen und sich so Antworten auf Fragen holen.
Kantone tragen den Löwenanteil
In der Schweiz dagegen baut man Strukturen für eine solche Online-Beratung erst auf. Laut Infodrog haben 13 Institutionen ihre Mitarbeit am Pilotprojekt für ein nationales Suchberatungs-Portal zugesagt. Mit dabei sind die Kantone Bern, Basel-Stadt und Tessin sowie die Städte Winterthur und Zürich.
Das Projekt startet 2013 mit Schulungen, so dass die Beratung im virtuellen Team schrittweise aufgebaut werden kann. Fürs erste Jahr ist knapp eine halbe Million Franken budgetiert, Teil der Anschubfinanzierung kommt vom Bundesamt für Gesundheit BAG, den Löwenanteil müssten später aber die Kantone decken.