Krawalle überschatten die dritte Ausgabe von «Tanz dich frei». Die Mehrheit der rund 10'000 Teilnehmer war zwar friedlich. Doch eine Gruppe Vermummter randalierte und ging auf Polizisten, Feuerwehrleute und Angehörigen der Sanitätspolizei los. Das teilte die Berner Polizei mit.
Das Berner Inselspital hatte dementsprechend viel zu tun. Die Demo verursachte sogar mehr Arbeit als die Partys an Silvester. 61 Menschen musste die Belegschaft in der Nacht auf Sonntag verarzten, viermal mehr als in einer normalen Mai-Samstagnacht. An Silvester waren es 48 gewesen. 50 Personen wurden im Zusammenhang mit der Demo verletzt – davon 30 Kundgebungsteilnehmer oder Passanten und 20 Polizisten.
«Die massive Gewalt war erschreckend»
«Ich bin tief betroffen», sagte der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause zu SRF. Zu Beginn beim Bahnhof sei die Stimmung noch fröhlich gewesen. «Später in der Bundesgasse habe ich erlebt, was es heisst, wenn pure Gewalt ausbricht.» Für Nause ist daher klar: Eine weitere Ausgabe von «Tanz dich frei» wird es so nicht geben. Laut Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, hat man alles probiert, damit der Anlass gut über die Bühne geht. Aber: «Das Resultat war ernüchternd, die massive Gewalt war erschreckend.»
Das Gros der Teilnehmer von «Tanz dich frei», die friedlich blieben, haben die Chaoten versucht zu isolieren, indem sie Abstand hielten zu den Gewaltbereiten. Trotzdem habe man die Chaoten nicht einfach einkesseln können, sagt Polizeikommandant Stefan Blättler. «Für eine Isolierung gewalttätiger Elemente braucht es genug Raum.» Denn der Umzug sollte davon am besten nichts mitkriegen, weil sonst Tumulte oder gar Panik ausbrechen könne.
Gemeinderat verurteilt Gewalt scharf
Zur Demo aufgerufen hatte eine anonyme Gruppe auf Facebook. Deshalb will Nause gegen die Plattform rechtlich vorgehen. «Es darf nicht sein, dass irgendwelche anonym agierenden Leute innert Stunden Tausende für illegale Veranstaltungen und Partys mobilisieren können», sagt er im «SonntagsBlick». Da Unschuldige verletzt oder gar getötet werden könnten, sei dies von Facebook unverantwortlich. Nause wirft Facebook einen «Missbrauch zu illegalen und kriminellen Zwecken» vor.
Aufgrund der Randale will sich die Berner Stadtregierung am Montag zu einer ausserordentlichen Sitzung treffen. Ziel ist es, die Ereignisse zu besprechen und das weitere Vorgehen zu beschliessen. Für den Gemeinderat ist aber schon jetzt klar: «Die Angriffe auf die Einsatzkräfte und die Angehörigen der Blaulichtorganisationen sowie die grossen Sachbeschädigungen verurteilt er in aller Schärfe.»
Hoher Sachschaden und Verletzte
Was passierte genau in der Nacht in Bern? Vermummte rissen Absperrungen beim Bundeshaus zum Fluchtweg entlang der Bundesgasse nieder. Sie griffen Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern an und bewarfen die Polizisten mit Gegenständen.
Die Polizei setzte Tränengas, Gummischrot und einen Wasserwerfer ein. Auch ein Helikopter kam zum Einsatz. In der Innenstadt gingen über 70 Scheiben zu Bruch, Waren wurden aus den Auslagen gestohlen. Die Polizei schätzte den Schaden durch Vandalismus und Plünderungen am Morgen auf mehrere hunderttausend Franken.