Die Bundesverwaltung ist seit fünf Jahren verpflichtet, bei neuen Vollzeitstellen nach Möglichkeit auch ein 80-Prozent-Pensum anzubieten. Doch das ist zuweilen eine Mogelpackung, wie «10vor10» weiss.
Teilzeit-Auschreibungen aus «politischen Gründen»
Physiker Manuel Kägi bewarb sich bei Armasuisse auf ein Job-Inserat, auf dem 80 bis 100 Stellenprozente angegeben wurden – ideal kombinierbar mit seinem Papi-Tag, dachte er. Er war bis in die letzte Runde der Spitzenkandidat, doch dann scheiterte er – am Papi-Tag.
«Man erklärte mir, dass beim Bund ein bestimmter Teil der Vollzeitstellen aus politischen Gründen als Teilzeitstellen ausgeschrieben werden müsse», berichtet Kägi. Doch die Bereichsleitung wollte jemand für 100 Prozent. Die Teilzeit-Option gab es nur auf dem Papier.
Mehrere Fälle bekannt
Manuel Kägi sei kein Einzelfall, sagt Maria Bernasconi vom Bundespersonalverband. Die Bundesverwaltung schreibe wiederholt Jobs aus, die nur auf dem Papier eine Teilzeit-Möglichkeit böten.
Ein Bundesratsbeschluss von 2010 hält fest: «Alle neu zu besetzenden Vollzeitstellen in der Bundesverwaltung werden nach Möglichkeit (...) 80 bis 100 Prozent ausgeschrieben.» Mogelt die Bundesverwaltung, indem sie sich formal an diesen Beschluss hält, ihn aber nicht umsetzt?
Nur jeder 10. Mann beim Bund arbeitet teilzeit
Die Bundesverwaltung gibt sich gerne als fortschrittliche und familienfreundliche Arbeitgeberin – doch bei den Männern hapert's. Nur jeder zehnte männliche Angestellte arbeitet Teilzeit – das liegt deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt.
Und die Befragung des Bundespersonals zeigt: Die Angestellten sind unzufrieden mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. «Das Zielband wurde verfehlt», heisst es im Bericht zu dieser Frage.