Staus sind im Tessin mittlerweile an der Tagesordnung. Eine Ursache dafür sind die zehntausenden Grenzgänger, die täglich mit dem Auto zur Arbeit in die Schweiz fahren. Der Unmut über die Verkehrslawine ist gross.
Die Regierung des Kantons will sie nun genau unter die Lupe nehmen. Woher kommen die Leute? Haben die Grenzgänger einen Parkplatz am Arbeitsplatz? Weshalb reisen sie nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln? Solche Fragen stellen nun Studenten während zwei Monate an den Grenzübergängen.
Die gewonnen Daten wolle man dann genau analysieren, erklärt der Tessiner Bau- und Umweltschutzdirektor Claudio Zali in der Sendung «Schweiz aktuell». «Wir schauen, ob wir den Grenzgängern eine gute Alternative zum Auto anbieten können. Im Moment sehen wir vor allem, dass in den meisten Autos nur eine Person sitzt.» Die definitiven Resultate will der Kanton Anfang nächsten Jahres präsentieren.
Fehlende Alternative zum Auto
Bereits jetzt ist klar: Praktisch alle Pendler kommen aus Italien. Viele geben an, die Anreise mit dem Zug dauere massiv länger. «Nehme ich die öffentlichen Verkehrsmittel, habe ich zwei Stunden. Mit dem Auto brauche ich 20 Minuten!», macht ein Grenzgänger den Unterschied deutlich. Andere meinen, sie würden ja den Bus nehmen, wenn es denn nur einen gäbe!
Die Tessiner Regierung sucht deshalb den Dialog mit dem südlichen Nachbarn. Die Bürgermeisterin von Olgiate Comasco (It) ist bereit, gemeinsam mögliche Lösungen zu diskutieren. Neue Buslinien, Carsharing oder Park and Ride-Plätze könnten Abhilfe schaffen.
Neue Buslinie für Grenzgänger?
Einen Ort für neue Parkplätze habe man bereits gefunden. «Dort können die Grenzgänger dann ihre Autos stehen lassen und entweder gemeinsam in einem Auto weiterfahren oder allenfalls in eine neue Buslinie in Richtung Tessin umsteigen.»
Wie schnell der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, insbesondere auf der italienischen Seite, stattfinden wird, ist ungewiss. Für die Tessiner Regierung ist allerdings klar: Könnte auch nur ein Teil der Grenzgänger zum Umsteigen bewegt werden, sähe die Situation auf den Strassen ganz anders aus.