Ein Park soll die Tessiner Magadino-Ebene vor einer schleichenden Zersiedelung schützen und sie in einen Naherholungsraum umwandeln. Dies hat der Tessiner Grosse Rat nach einer intensiven Diskussion am Donnerstag mit deutlicher Mehrheit entschieden.
Der Kanton wendet rund 2,2 Millionen Franken dafür auf, dass die 11 Kilometer lange Ebene entlang des Flusses Ticino in einen Park umgewandelt werden kann. Bis 2016 fliessen ausserdem rund 470‘000 Franken an die neue Betreibergesellschaft des Parks.
Strassen aus den 50ern und 60ern
In der ehemals sumpfigen Magadino-Ebene entwickelten sich in den Nachkriegsjahrzehnten sehr rasch Industrie und Landwirtschaft – das Gebiet beginnt hinter Giubiasco (TI) und reicht bis Locarno. Die Besiedelung in der Ebene, wo Ende des 19. Jahrhunderts noch die Malaria grassierte, nahm im gleichen Zeitraum ebenfalls sprunghaft zu.
Gemäss dem Bericht der Mehrheitskommission, der unter anderem die Grünen und die CVP angehörten, soll ein Park das Ökosystem der Magadino-Ebene schützen und darüber hinaus die Verkehrsströme besser organisieren. Aktuell teilen sich die Landwirtschaft, Anlieger und Velofahrer die Strassen, welche grösstenteils in den 50-er und 60-er Jahren angelegt wurden, als das Verkehrsaufkommen noch deutlich geringer war.
Grünen-Vertreter Sergio Savoia erhoffte sich, dass durch die Park-Gründung der Tessiner Tourismus angekurbelt wird: «Die Deutschschweizer suchen jene Orte im Tessin auf, an denen die Natur noch erhalten ist. Deshalb müssen wir sichergehen, dass diese wenigen Gebiete, die dem Tessin noch bleiben, geschützt werden.»
«Leghisti» wechseln das Lager
Aus den Reihen der SVP kam dagegen Kritik: Die SVP-Grossräte waren zwar nicht grundsätzlich gegen eine Parkgründung. Sie forderten jedoch, dass zunächst der Entscheid über das fehlende Verbindungsstück zwischen den Autobahnen A2 und A13 gefällt wird.
Dieses würde den Grossraum Locarno direkt an die Autobahn 2 in Richtung Gotthard anschliessen – und müsste damit zwangsläufig durch den geschützten Teil des Parks führen.
Unterstützung bekamen die SVP-Vertreter in der Minderheitskommission durch die Lega. Diese entschied jedoch auf Stimmfreigabe für die Endabstimmung, so dass einige «Leghisti» ins Lager der Park-Unterstützer überliefen.
Staatsrat Claudio Zali (Lega) argumentierte, dass bisher aus Bern keine Gelder für ein Verbindungsstück freigegeben worden seien und deshalb der Park Vorrang geniesse. Seit 2010 werden mehrere Varianten diskutiert, die unter anderem eine komplette Untertunnelung der Magadino-Ebene vorsehen. Die veranschlagten Kosten reichen von 800 Millionen bis 1,1 Milliarden Franken. Die Vorarbeiten für den Park in der Magadino-Ebene sollen schon im kommenden Jahr beginnen.