Der Schweizer Strafvollzug wird immer teurer. Das zeigt ein heute veröffentlichter Bericht des Bundesrats. Er gibt erstmals eine Übersicht, welche Kosten alle Gefängnisse und Strafanstalten in der Schweiz verursachen. Fast eine Milliarde Franken pro Jahr und ein Viertel mehr als vor 5 Jahren.
«Eine gewaltige Summe»
Vor allem eine Tätergruppe kostet überdurchschnittlich viel: die psychisch kranken Straftäter, die zu einer Therapie hinter Gittern verurteilt wurden. So eine Behandlung kann im Extremfall über eine halbe Million Franken pro Jahr kosten – für einen einzigen Täter.
Die Kosten für diese Therapien haben sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Von 44 auf über 90 Millionen Franken pro Jahr. «Das ist eine gewaltige Summe. Ich verstehe wenn das die Bürgerinnen und Bürger schockiert», sagt Hans-Jürg Käser. Die Fallzahlen hätten in den letzten Jahren stark zugenommen, sagt der Präsident der Konferenz der Polizeidirektoren (KKJPD). Zurzeit warten rund 300 verurteilte Straftäter in einem normalen Gefängnis auf einen Therapieplatz in einem Spezialgefängnis oder einer psychiatrischen Klinik.
Rückfälle verhindern dank Therapien
Marc Graf ist Direktor der Forensisch Psychiatrischen Klinik Basel. Für ihn sind diese hohen Kosten gut investiertes Geld: «Wir können dank diesen Therapien Rückfälle und schwere Verbrechen aus der Kategorie der Sexual- und Gewaltstraftaten verhindern.» Er betont, dass die Therapien das Rückfallrisiko deutlich senken können.
«Es geht heute nur noch darum den Täter zu heilen und zu therapieren», kritisiert SVP-Nationalrätin Nathalie Rickli den Trend zu mehr Therapien. Entsprechend seien jetzt auch die Kosten so stark angestiegen. Sie möchte schwere Gewalt- und Sexualstraftäter nicht therapieren, sondern für immer wegsperren. Dazu sagt Marc Graf: «Es geht auch um die Menschenrechte. Jeder von uns könnte psychisch krank werden und dann ein Delikt begehen», so der Klinikdirektor.
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