Zum Inhalt springen

Schweiz Therme Vals: Jetzt spricht Investor Remo Stoffel

Ein Gutachten bringt neuen Zündstoff in den Streit um die Hotel-Therme in Vals. Der Immobilienunternehmer Remo Stoffel soll die Hotel-Therme im März 2012 laut Experten deutlich unter dem Marktwert gekauft haben. Stoffel nimmt zum ersten Mal Stellung in einem TV-Interview.

Der Turm von Vals

Ein renommiertes Treuhandunternehmen hat im Auftrag der «Gruppe besorgter Valser» ein Gutachten zu stillen Reserven der Hotel-Therme zum Zeitpunkt des Verkaufs an Remo Stoffel verfasst. Das Gutachten hält fest, «dass bei verschiedenen Positionen der Bilanz Indizien vorliegen, die auf nicht unerhebliche vorhandene stille Reserven hindeuten».

Eine Zahl nennt das Gutachten nicht. Marcel Meyer von der Stoffel-kritischen «Gruppe besorgter Valser» beziffert die angeblichen stillen Reserven der Hotel-Therme gegenüber der Rundschau auf bis zu 15 Millionen Franken. Das Gutachten stützt seine Überzeugung: «Stille Reserven waren vorhanden. Sie wurden vor der Gemeinde verheimlicht und es wurde nicht der wahre Wert bezahlt.» Stille Reserven sind Rückstellungen, die in der Bilanz nicht ersichtlich sind, sogenanntes verstecktes Eigenkapital.

Experten: solides Gutachten

Die «Rundschau» hat das Gutachten Ökonomie-Professoren vorgelegt. Es wird allgemein als seriös und solide bezeichnet. Professor Hato Schmeiser, Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft an der Universität St.Gallen geht aufgrund des Gutachtens davon aus, dass stille Reserven bei der Hoteltherme vorhanden waren:

«Es gibt, wenn man die Gesamtindikatoren zusammennimmt, sehr gute Gründe, dass wir von erheblichen stillen Reserven sprechen, und damit also einen Verkaufspreis hätten erzielen müssen, der deutlich über dem liegt, den wir beobachtet haben.» Es müsse vermutet werden, dass der Verkaufspreis mehrere Millionen höher hätte sein müssen, so Schmeiser.

Gemeindepräsident: Preis stimmte

Der Gemeindepräsident von Vals, Stefan Schmid, glaubt nicht, dass die Hotel-Therme unter dem Wert verkauft wurde. «Ich habe nicht das Gefühl, dass da Sachen sind, die wir aufdecken müssen», sagt Schmid, der zum Zeitpunkt des Verkaufs noch nicht im Amt war. Wichtig sei es jetzt, den Verkaufsentscheid der Gemeinde gut umzusetzen. Er verweist darauf, dass das Bundesgericht bereits zwei Beschwerden von Stoffel-Gegnern zum Verkauf der Therme abgelehnt habe.

Die «Gruppe besorgter Bürger» will trotzdem nicht aufgeben. Marcel Meyer: «Das Dorf hat durch die ganze Geschichte immensen Schaden genommen. Fakten müssen auf den Tisch. Die Wahrheit ans Licht. Das Dorf kann nur zur Ruhe kommen, wenn klar wird, was passiert ist. Dann kann man wieder zum Erfolg zurückkommen.»

Die «besorgten Bürger» verlangen: stille Reserven sollen jetzt beziffert und den Valsern zurückerstattet werden. Ansonsten werde Strafanzeige eingereicht.

Eskalation in Vals – jetzt redet Investor Stoffel

Der umstrittene Investor Remo Stoffel kontert die neuen Vorwürfe an seinem Engagement in Vals. Zum ersten Mal nimmt er in einem längeren TV-Interview ausführlich Stellung zu seinem Luxus-Projekt. Er habe die Therme Vals nicht unter dem Marktwert gekauft, wie seine Kritiker ihm jetzt vorwerfen, sagt er in der «Rundschau». «Ich bin auch auf der Suche nach den stillen Reserven. Ich wüsste sehr gern, wo die sind.» Fakt sei, dass er in den letzten drei Jahren einen stattlichen zweistelligen Millionenbeitrag in den Investitionsstau investiert habe. Von einer Rückerstattung distanziert sich Stoffel klar: «Mindestens zehn Jahre, bevor ich aufgetaucht bin, hat man breit nach Investoren gesucht und niemanden gefunden.»

Wie reich ist Stoffel tatsächlich?

Stoffel möchte in Vals insgesamt mehrere Hundert Millionen Franken investieren. Nachdem kürzlich in den Medien zu lesen war, dass er nach eigenen Angaben über ein Milliardenvermögen verfüge, wollte er diese Zahlen heute nicht mehr bestätigen. Auf wiederholtes Fragen der «Rundschau» sagt Stoffel: «Wir sind hier nicht in einem Buchhaltungsseminar.»

Stoffel setzt mit seinem Projekt auf Luxustourismus, ganz zum Missfallen vieler Valser. Dass er deshalb in der Gemeinde gar als «Spaltpilz» bezeichnet wird, schmerzt ihn. «Vielleicht bin ich zu erfolgreich. Es gibt immer Kritiker, die versuchen mit unlauteren Methoden, jemanden zu diskreditieren. Ich halte an meiner Idee, an meiner Mission fest.» Wenn die Schweiz am jetzigen Lohnsystem festhalten wolle, sehe er keine andere Möglichkeit, als zum bestehenden Angebot auch eine teurere Variante anzubieten.

Meistgelesene Artikel