Der 63-jährige Finanzdirektor hat sein politisches Ziel erreicht: Hans Wallimann hat den armen Bauern-Kanton zu einem Steuerparadies gemacht. «Vor 10 Jahren waren wir verschrien als die Steuerhölle der Schweiz. Das tat einem weh, das wollten wir ändern», erinnert sich Wallimann in seinem Büro in Sarnen. Ursprünglich wollte er mit degressiven Steuern vermögende Leute anlocken. Je mehr also jemand verdient, umso tiefer wäre der Steuersatz.
Vor 10 Jahren waren wir verschrien als die Steuerhölle der Schweiz.
Das Stimmvolk unterstützte Wallimanns Plan 2005 mit einem überwältigenden Mehr. Es löste damit eine heftige Kontroverse aus, denn die Bundesverfassung besagt, dass alle nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit besteuert werden müssen. Josef Zisyadis, ehemaliger PdA-Nationalrat, verlegte sogar seinen Wohnsitz von der Waadt nach Obwalden, um vor Bundesgericht gegen Wallimanns Steuergesetz klagen zu können.
Kritik von allen Seiten
Die Welle der Kritik habe Obwalden allerdings mehr genützt als geschadet, glaubt Wallimann. «Man hat über den Kanton berichtet, wunderbare Bilder gezeigt. Wir sind interessant geworden. Insbesondere jene Leute, die solch attraktive Kantone suchen, haben sich bei uns gemeldet.» Doch Wallimann musste das Gesetz anpassen, das Bundesgericht untersagte degressive Steuern. Der Kanton führte dann das Modell der Flate-Rate-Taxe ein – also derselbe Steuersatz für alle.
Namhafte Experten prognostizierten damals, die Rechnung werde nicht aufgehen, Obwalden werde scheitern. Kritiker aus den umliegenden Kantonen warfen ihm zudem vor, Obwalden habe nur dank ihren Unterstützungsgeldern die Steuern senken können. Andere schimpften, Wallimann schaue nur auf seinen eigenen Kanton und heize damit einen ungesunden Steuerwettbewerb an.
«Ich sehe das ganz anders. Tiefe Steuern sind doch etwas Gutes», sagt Wallimann heute. Die Gelder würden in der Bevölkerung bleiben und könnten so in die Volkswirtschaft fliessen. Wallimann bilanziert: Der Kanton habe seine Finanzlage soweit verbessert, dass er bald nicht mehr am Tropf des Bundes hange und vom Nehmer- zum Geberkanton werde. Inzwischen zähle der Kanton 37'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Innerhalb weniger Jahre seien 2'000 neue Arbeitsplätze entstanden.
Tiefe Steuern sind doch etwas Gutes.
Die Obwaldnerinnen und Obwaldner spüren jedoch auch die Schattenseiten des milden Steuerklimas. Die Wohnungsmieten sind gestiegen. Um die Steuern tief zu halten wird gespart, zum Beispiel bei der Verbilligung der Krankenkassenprämien. Baut seine Steuerstrategie also auf Kosten der sogenannt kleinen Leute? Finanzdirektor Wallimann verneint – alle hätten von den tiefen Steuern profitiert. «Ich stelle einfach fest, dass jene Kantone, die sich nicht wie wir bewegt haben, die gleichen Probleme haben.»
Ob seine heutigen Einschätzungen zutreffen, wird sich wohl erst in ein paar Jahren zeigen. Mögliche Missentwicklungen müsste dann aber sein Nachfolger korrigieren.