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Schweiz Tourismusbranche setzt auf Barrierefreiheit

Für Menschen mit Behinderung soll das Planen von Hotelferien einfacher werden. Dafür sorgt ein neues Projekt unter der Leitung der Stiftung Claire & George zusammen mit Hotelleriesuisse und Schweiz Tourismus. Davon könnte auch das Gästepotenzial der Senioren profitieren.

«Hotelferien machen bedeutet viel planen, abklären und herumtelefonieren», sagt Franz Beer, der mit seinem Sohn Tobias gerne Ferien macht, auch wenn dieser an den Rollstuhl gebunden ist. «Wenn man keine Überraschungen erleben will, muss man vor einer Reise jede einzelne Information punkto Barrierefreiheit selber suchen. Das ist bisweilen anstrengend.»

Einfacher Ferien planen – Branche übernimmt Verantwortung

Ferien planen soll für Menschen wie Franz Beer und seinen Sohn, aber auch für ältere Menschen sollen einfacher werden. Dem haben sich die Branchenverbände Hotelleriesuisse und Schweiz Tourismus in Zusammenarbeit mit der Claire & George Stiftung verschrieben. Die Stiftung bietet seit drei Jahren Hotelferien mit Spitex-Dienstleistungen an und ist Initiantin des Projekts Barrierefreiheit in der Schweizer Hotellerie.

Eine ältere Dame nutzt Hotelspitex.
Legende: Von einer Hotelspitex könnten vor allem viele ältere Menschen profitieren. SRF

«Wir haben mit Pflegefachpersonen und Behindertenorganisationen Kriterien definiert, die nicht nur die Rollstuhlgängigkeit der Hotels beschreiben, sondern auch Informationen bieten für Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen oder für Senioren mit spezifischen Bedürfnissen.

Mit diesen Kriterien, die in der Hoteldatenbank zentral erfasst sein werden, wird die Wahl eines geeigneten Hotels für Gäste mit speziellen Bedürfnissen künftig einfacher», sagt Susanne Gäumann, Geschäftsleiterin der Stiftung Claire & George.

Hotelleriesuisse und Schweiz Tourismus haben sich verpflichtet, diese Kriterien auf ihren Plattformen zur Verfügung zu stellen und somit sichtbar und besser vermarktbar zu machen. «Erstmals übernimmt jetzt die Branche Verantwortung im Bereich des barrierefreien Tourismus», so Gäumann.

Schweiz Tourismus sagt zum Projekt, jede Bemühung Reisebarrieren zu reduzieren oder ganz aus dem Weg zu schaffen, erzeuge zusätzliche Gästepotenziale. Finanziell unterstützt wird das Projekt von Innotour, dem Förderinstrument des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco.

In der Schweiz geht man von rund 800'000 bis einer Million Menschen aus, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind
Autor: Jürg Stettler Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern

Senioren als treibende Kraft im barrierefreien Tourismus

Barrierefreiheit bedeutet Komfort für viele. Von geräumigen Zimmern, schwellenlosen Wegen, lesbaren Beschriftungen, Haltegriffen oder Hilfsmitteln in der Dusche oder gar Hotelspitex profitieren nicht nur Menschen, die im Rollstuhl sitzen, sondern auch Senioren.

Dies sei denn auch die treibende Kraft hinter den Bemühungen der Branche für den barrierefreien Tourismus, sagt Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern. «Zwei Drittel der Menschen, die vom barrierefreien Tourismus profitieren, sind Senioren. Das ist ein grosses Potenzial. In der Schweiz geht man von rund 800'000 bis einer Million Menschen aus, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind», analysiert Stettler in «10vor10».

Riesiger Wachstumsmarkt

Eine Studie der EU-Kommission für den barrierefreien Tourismus in Europa sieht hinter diesem Markt ein Milliardenpotenzial. Der barrierefreie Reisemarkt habe mit über 780 Milliarden Euro bereits heute eine enorme ökonomische Bedeutung, schreiben die Autoren der Studie. Bis 2020 würden Wachstumspotenziale bis zu 75 Prozent erwartet.

Der barrierefreie Tourismus mit den Senioren als treibende Kraft sei in Europa und weltweit ein Wachstumsmarkt, sagt Stettler. Die Schweiz tue gut darin, sich in diesem Bereich fit zu trimmen. Wichtig werde aber sein, dass nicht nur die Hotellerie in diesem Bereich besser werde, sondern auch die Angebote rund um die Hotels.

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