In den letzten Jahren kannten die Mietpreise in der Schweiz nur eine Richtung: nach oben. Dieser Trend könnte nun stoppen. Das zumindest erwarten Ökonomen der Credit Suisse. Ein Grund ist der geringere Zustrom von Arbeitsmigranten, sagt CS-Immobilienmarkt-Experte Fredy Hasenmaile: «Die Zuwanderung, die jahrelang für sehr gute Verhältnisse gesorgt hat, beginnt zu schwächeln.»
Und die Schwächephase dürfte anhalten: Die Credit-Suisse-Ökonomen erwarten für dieses Jahr einen weiteren, noch grösseren Rückgang an Zuwanderern, die in der Schweiz leben und arbeiten wollen. Denn das Beschäftigungswachstum dürfte im laufenden Jahr einbrechen.
Die Gewinner der Entwicklung seien die Mieter, sagt CS-Immobilienmarkt-Experte Fredy Hasenmaile: «Sie haben mehr Auswahl und mehr Verhandlungsmacht – die Vermieter müssen besser auf ihre Wünsche eingehen.»
Angebot galoppiert der Nachfrage davon
Derweil werden jedoch ungebremst neue Mietwohnungen fertiggestellt. Im laufenden Jahr dürften es gemäss Schätzung der Credit-Suisse-Ökonomen rund 24'000 sein. Und ein Abebben sei nicht zu erwarten.
Der Grund für die anhaltend hohen Investitionen ist, dass die von den Negativzinsen gebeutelten Investoren nach Anlagemöglichkeiten suchen und sich mit Immobilien noch vergleichsweise hohe Renditen erzielen: «Die tiefen Zinsen führen dazu, dass sehr viel Kapital auf den Immobilienmarkt strömt.» Die Folge: «Das Angebot galoppiert etwas der Nachfrage davon.»
Mehr leerstehende Wohnungen
Erste Indizien für diesen Trend gebe es bereits: So seien die Leerstände bei den Mietwohnungen seit 2014 um mehr als 4000 Wohnungen pro Jahr gestiegen. Die Vermarktung werde schwieriger, es dauere länger bis für Wohnungen Mieter gefunden werde.
Das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage werde sich auch bald auswirken, so der CS-Experte: «Im laufenden Jahr werden wir noch Anstiege der Mietpreise verzeichnen, allerdings nahe der Null. Ab dem nächsten Jahr rechnen wir schweizweit mit rückläufigen Mieten.»
Auch Flüchtlinge brauchen ein Dach über dem Kopf
Trotz dem Rückgang bei der Arbeitsmigration: Die Zuwanderung an sich bleibt stabil. Denn die Flüchtlinge dürften den Rückgang bei den Arbeitskräften zahlenmässig mehr als kompensieren. Dies führe auch zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Mietwohnungen, allerdings nur im untersten Preissegment: «Flüchtlinge verfügen natürlich nicht über dieselbe Kaufkraft wie Arbeitsmigranten. Insofern werden vor allem die mittleren und oberen Mietpreissegmente den Trend zu einer geringeren Nachfrage verspüren.»
Günstiger Wohnraum wird also knapp bleiben, prognostiziert der Immobilien-Experte: «Er ist schon jetzt schon einigermassen umkämpft. In den Grosszentren sowieso. Das dürfte sich noch weiter verschärfen.»