In Bern haben sich 300 Vertreter des Bundes, der Kantone und der Gesundheitsbranche über das Thema Überversorgung ausgetauscht. Dabei waren sich die Fachleute laut einer Medienmitteilung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) einig, dass in der Schweiz Behandlungen vorgenommen würden, die etablierten medizinischen Richtlinien widersprechen.
«Nicht notwendige oder gar kontraproduktive Therapien und Eingriffe setzen Patienten unnötigen Risiken aus und verursachen insbesondere bei Menschen am Lebensende vermeidbares Leid», teilte das BAG mit. Zudem würden dadurch die Gesundheitskosten in die Höhe getrieben.
Finanzielle Fehlanreize
Als Ursache für diese Überversorgung orteten die Fachleute unter anderem finanzielle Fehlanreize. Bund und Kantone wollen diese beseitigen und die Leistungen der Krankenversicherung in dieser Hinsicht systematischer überprüfen.
Wie das BAG erklärt, sollen die Leistungskataloge der Grundversicherung und die gültigen Tarifstrukturen nicht dazu verleiten, medizinischen Aktivismus zu betreiben. Deshalb werden derzeit die Leistungen der Krankenversicherung auf ihre Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit geprüft.
Wieviel Behandlung ist nötig?
Angestrebt wird auch ein verstärktes Zusammenwirken der verschiedenen Akteure. Antworten auf die komplexe Frage, was das geeignete Mass an medizinischer Behandlung und Betreuung beinhaltet, sollen im Dialog zwischen Ärzten, Pflegenden, Patienten und ihren Angehörigen gefunden werden.
«Gesundheit2020» ist eine Gesamtschau, welche die Prioritäten in der Schweizer Gesundheitspolitik festlegt. Der Bericht wurde im Januar 2013 vom Bundesrat verabschiedet. Dessen Ziel ist, das Gesundheitswesen bezahlbar zu halten und die hohe Versorgungsqualität auch in Zukunft zu erhalten. Alljährlich sollen sich Akteure des Gesundheitswesens an einer nationalen Konferenz austauschen.