Wer Unterschriften für eine Initiative sammelt, steckt in einem Dilemma. Online finden sich meist schnell und einfach Unterstützerinnen und Unterstützer. «Das Internet ist wichtig, um auf Themen aufmerksam zu machen und um die Leute zu überzeugen», sagt Bernhard Salzmann, Kommunikationsleiter des Schweizerischen Gewerbeverbandes.
Schwierig ist es jedoch, die Unterstützung im Internet in Unterschriften auf Papier – die es für eine Volksinitiative nach wie vor braucht – umzumünzen. «Dieses Hindernis bringt man im Moment nicht weg», sagt Salzmann.
Persönlicher Unterschriftenbogen
Optimistischer ist der linke Kampagnenexperte Daniel Graf. Der Graben zwischen online und offline lasse sich durchaus überwinden. Graf nennt das Beispiel einer Person, die eine E-Mail bekommt mit dem Aufruf, eine Initiative zu unterstützen.
Die Person sei vielleicht unterwegs und lese die Mitteilung auf dem Smartphone. «Entscheidend ist nun, dass die Person die Initiative sofort unterstützen kann.» Wenn sie dies aufschieben müsse, bleibe die Sache liegen und gehe vergessen.
Ausdrucken, unterschreiben, abschicken
Daniel Graf hat deshalb ein Werkzeug entwickelt: Wer eine Initiative unterstützen will, muss nur auf der entsprechenden Website Name, Geburtsdatum und Adresse eingeben – und schon wird per E-Mail ein frankierter Unterschriftenbogen zugeschickt. Dieser muss nur noch ausgedruckt, unterschrieben und abgeschickt werden.
Derzeit werden auf diese Weise für zwei linke Volksinitiativen Unterschriften gesammelt. Der Rücklauf sei gut, sagt Graf. «Rund die Hälfte der Leute schaffen den Schritt vom Internet auf die Post.»
Kosten sinken
Dass das Internet beim Sammeln von Unterschriften für Initiativen künftig eine grössere Rolle spielen wird, glaubt auch Politologe Lukas Golder vom Forschungsinstitut gfs.bern.
In nicht allzu ferner Zukunft werde es Listen geben mit den Namen von Personen, die erfahrungsgemäss linke oder rechte Initiativen unterschreiben. So würden die Kosten für das Unterschriftensammeln sinken, sagt Golder. «Damit wird die Hürde zwischen Bürgern und Politik abgebaut, was zu begrüssen ist.»
Je einfacher es wird, Unterschriften zu sammeln, umso intensiver wird in Zukunft darüber diskutiert werden, ob die Zahl der nötigen Unterschriften für eine Volksinitiative erhöht werden soll.