Für Urs Schwaller geht eine Ära zu Ende: Gut 8 Jahre hat er die CVP-Bundeshausfraktion geleitet. Die CVP-Delegiertenversammlung in Bern ist seine letzte als Fraktionschef.
Doch der 61-Jährige blickt in seiner Rede nicht zurück, sondern vorwärts: Das nächste grosse Ziel der Partei sind die nationalen Wahlen 2015. Schwaller glaubt an einen Schritt vorwärts: «Zwei Prozent mehr Wähleranteile in den nächsten Eidgenössischen Wahlen und die Verstärkung unserer Sitze im Ständerat.» Dies seien realistische Ziele.
Ich bedaure es, dass es keine richtige Wahl geben wird.
Damit wären die Verluste der letzten Nationalratswahlen 2011 wettgemacht. Erreichen will die Partei dieses Ziel mit typischer CVP-Politik: «Unsere Politik ist Mass und Mitte. Ohne dieses Mass zu halten, gibt es keine langfristige Politik. Auf die CVP konnte, kann und wird man sich auch in Zukunft verlassen können.»
Wenn Urs Schwaller spricht, hört ihm die Partei zu. In den letzten 10 Jahren hat er sich zu einem der wichtigsten CVP-Vertreter im Parlament entwickelt, im Oktober wurde der Freiburger Rechtsanwalt von der «SonntagsZeitung» gar zum einflussreichsten Parlamentarier der Schweiz gekürt.
Dass sich jetzt mit Filippo Lombardi nur ein Kandidat für die Nachfolge als Fraktionschef interessiert, sei kein gutes Zeichen, sagte Urs Schwaller in der «SamstagsRundschau»:«Ich bedaure es, dass es keine richtige Wahl geben wird.»
Graben in der CVP
Der neue Fraktionspräsident muss die Partei vorwärtsbringen. Lombardi politisiert am rechten Rand der CVP. Wegen Verkehrsdelikten ist er verurteilt worden. Ist der Tessiner der Richtige? Er ist auf jeden Fall nicht unbestritten. Doch Urs Schwaller will ihm eine Chance geben.
Die Aufgaben, die auf den neuen CVP-Fraktionschef warten, sind beachtlich: Bei gewissen Sachfragen ist die Partei gespalten. Jüngste Beispiele sind die SVP-Familieninitiative und die Verschärfungen im Asylwesen, wo ein Graben durch die Partei ging. Und bei verschiedenen kantonalen Wahlen hat die CVP Stimmen verloren. Dennoch: Urs Schwaller ist überzeugt, dass die CVP auf die Siegerstrasse zurückkehren kann.