Urs Schwaller – Stationen im Politikerleben
Bereits im September 2014 hatte er es angekündigt – ein gutes Jahr später war es dann tatsächlich so weit: Nach fast 30 Jahren Politik trat der Freiburger CVP-Ständerat Urs Schwaller im Dezember 2015 ab.
Doch ein Schritt ins gemütliche Leben eines Pensionärs sollte es nicht werden. Das war schon damals klar. Er wolle nicht von der Bildfläche verschwinden, sich weiter zu Wort melden, einen Blog schreiben, sich weiterbilden und mehr Zeit für die Juristerei haben, sagte Schwaller mit Blick auf seinen Rücktritt damals – soweit der Plan.
Der letzte politische Vorhang war aber noch nicht gefallen, da waren die privaten Weiterbildungs- und Beschäftigungsvisionen schon wieder Makulatur – zumindest teilweise. Eine neue Stelle stand in Aussicht: Schwaller soll neuer Verwaltungsratspräsident der Post werden. Für den Macher noch einmal eine echte Herausforderung.
Mann des Ausgleichs und der Finanzen
Denn bisher wurde Schwaller von der Öffentlichkeit lediglich als Politiker wahrgenommen. Diese Karriere war ihm scheinbar in die Wiege gelegt worden. Galt es doch in seinem Heimatkanton Freiburg als ausgemacht, dass er in die politischen Fusstapfen seines Vaters treten werde. Dieser war lange Jahre Gemeindepräsident von Tafers.
Nach seinem Anwaltsexamen führte Schwallers Weg dann auch geradewegs in die Politik. Er wird 1986 zum Oberamtmann des Sensebezirks gewählt, 1992 zum Freiburger Staatsrat (Regierung).
2003 folgt der Sprung in den Ständerat, dem er bis zum Dezember 2015 angehört. Von 2005 an führt er zudem als Präsident die CVP-EVP-Fraktion. Zu seinen politischen Schwerpunkten gehörten die Finanz- und Gesundheitspolitik. Insbesondere hier erarbeitet er sich seinen guten Ruf als Mann des Ausgleichs.
Kompetent ohne klares Profil
Schwallers Stärke sei das Vermittelnde, sagen auch politische Gegner. Der Deutschfreiburger erkenne Konflikte frühzeitig. Er löse sie nicht durch ein Machtwort, sondern indem er die interne Diskussion behutsam moderiere. Zudem sei er ein Meister im Knüpfen von Allianzen und im Suchen von Kompromissen.
Doch genau hier liegt auch die Crux für seine Kritiker. Für sie ist er ein Politiker ohne Ecken und Kanten, oder wie die «NZZ» 2009 titelte: «Mitte als Mass» und weiter schrieb: «Sachlich kompetent aber ohne klares Profil.»
Schwaller wurde mehrmals als möglicher Bundesratskandidat gehandelt. Bei den Bundesratswahlen 2009 nominierte ihn dann seine Fraktion auch offiziell. Schwaller unterlag im 4. Wahlgang dem Kandidaten der FDP – Didier Burkhalter.
Mann der Mandate und Posten
Ungeachtet der politischen Ränkespiele verlief Schwallers Karriere in der Wirtschaft nahezu reibungslos. Er arbeitet in diversen Verwaltungsräten, darunter unter anderem in der Freiburger Elektrizitätsfirma Groupe-E, dem Krankenversicherer Groupe Mutuel, der Druckerei Saint-Paul sowie im Stiftungsrat von Swissaid.
Insgesamt hält Schwaller 27 Mandate inne. Einige davon will er nun allerdings abtreten, damit es zu keinem Interessenskonflikt kommt.
In Bezug auf seinen neuen Posten weisst Schwaller den Verdacht der politischen Vetternwirtschaft weit von sich. «Für das Post-Präsidium habe ich mich nicht beworben, sondern ich bin vom Verwaltungsrat angefragt worden», betont er. Der Verwaltungsrat habe ihn dem Bundesrat empfohlen, und dieser habe seine Kandidatur gutgeheissen.