Am stärksten grassiert die Korruption in Ländern wie Liberia, Jemen oder Simbabwe. Am wenigsten verbreitet sind Schmiergeldzahlungen und Vetternwirtschaft in Australien, Neuseeland, Kanada oder den skandinavischen Ländern, wie die Untersuchung von Transparency International zeigt.
Zu diesen Musterschülern gehört die Schweiz nicht. Sie figuriert zusammen etwa mit Grossbritannien oder den USA bloss in der zweitbesten Kategorie. Finn Heinrich, der Forschungsdirektor von Transparency International, bezeichnet das immer noch als recht gutes Ergebnis, aber es gebe durchaus Raum für Verbesserungen. «Das sollte für die politische und wirtschaftliche Elite ein Weckruf sein, etwas dagegen zu unternehmen», sagt er gegenüber SRF.
Wenn die persönliche Beziehung spielt
Beunruhigen muss, dass vier von zehn Befragten in der Schweiz eine Zunahme der Korruption ausmachen. Als verbreitet wahrgenommen wird, dass persönliche Beziehungen, also Vetternwirtschaft, einen beträchtlichen Einfluss darauf haben, wie und wie rasch Behörden eigene Anliegen behandeln.
Korruption sei eben mehr als Schmiergeld zahlen. In vielen Fällen gehe es um persönliche Kontakte, um behördliche Verfahren erfolgreich zu bestreiten. Die Schweiz sei hier keine Ausnahme, erklärt Heinrich.
Und während die meisten Schweizer ihre Verwaltung als einigermassen korruptionsfrei wahrnehmen, geben sieben Prozent an, selber an Baubehörden oder Grundbuchämter Schmiergelder bezahlt zu haben. Im Justizwesen sprechen sechs Prozent der Befragten von Zahlungen unter der Hand, im Gesundheitswesen drei und im Fall der Polizei zwei Prozent.
Dennoch orten nur neun Prozent der gut tausend Befragten ein generelles Korruptionsproblem in der öffentlichen Verwaltung. In den meisten andern der 107 untersuchten Ländern sind es weitaus mehr.
Keine konkreten Einzelfälle
Der globale Korruptionsbarometer von Transparency International zeigt keine konkreten Einzelfälle auf; er gibt das Empfinden der Staatsbürger wider. Und dieses ist nicht so positiv, wie manche wohl erwartet haben.
Besonders dramatisch ist das Abschneiden der politischen Parteien, die als die korruptesten Organisationen im Land bezeichnet werden. Das dürfte laut Heinrich mit der intransparenten Parteienfinanzierung in der Schweiz zu tun haben, die auch vom Europarat in jüngster Zeit heftig kritisiert wird.
Als relativ korrupt werden übrigens auch die Medien eingeschätzt, dicht gefolgt von der Privatwirtschaft im Allgemeinen.
Gute Noten für Gegenmassnahmen
Positiv bewertet wird in der Schweiz der Kampf der Regierung gegen die Korruption. Nur gerade 17 Prozent geben den Behörden hier schlechte Noten – das sind weit weniger als in den meisten übrigen Ländern.
Klar wird aber auch: Der Bekämpfung korrupter Praktiken wird von Schweizerinnen und Schweizern sehr hohe Priorität eingeräumt. Korruption ist für sie kein Kavaliersdelikt, sondern kriminell.
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