Vor 125 Jahren schlossen sich die ältesten Samaritervereine zu einer Dachorganisation zusammen. Das war die Geburtsstunde des Schweizerischen Samariterbunds (SSB).
Rund 1200 Samariter feierten über Pfingsten im Tessin den Geburtstag des SSB. Beim Jubiläumsanlass im nationalen Jugendsportzentrum in Tenero (TI) stellten sich die «Helfer im Hintergrund» für einmal in den Mittelpunkt.
Das Jubiläum ihres Dachverbandes feierten die fleissigen Helfer mit Sport, Spiel, Musik und gemütlichem Zusammensein sowie einem Erste-Hilfe-Wettkampf, wie der SSB mitteilte.
Selbsthilfe für abgelegene Dörfer
«Die Erste Hilfe ist sicher eine Aufgabe, die einen Teil der Menschen anspricht», sagt Eugen Kiener. Er ist Sprecher des Samariterbunds. Es sei der Organisation immer gelungen, diese Aufgabe zeitgemäss zu interpretieren.
Vor 125 Jahren – als die ersten Vereine gegründet wurden – gab es noch sehr wenig Ärzte. Und wer in einem abgelegenen Dorf lebte, musste im Notfall sehr lange auf Hilfe warten. «Damals entsprachen die Vereine einer Art Selbsthilfeorganisation», sagt Kiener. Heute habe man den Eindruck, mit dem Helikopter sei jeder Ort erreichbar. Und in den Städten sei die Ambulanz innert Minuten vor Ort, so der Sprecher.
Hat also der Samariterbund keine Daseinsberechtigung mehr? Die Erste Hilfe ist nach wie vor wichtig. Denn die medizinische Forschung hat sich in diesem Bereich entwickelt. «Bei Herznotfällen passiert Entscheidendes in den ersten Minuten», sagt Kiener. Hinzu kommt: Es gibt nicht überall ein engmaschiges Ambulanz-Netz. «Wenn dann ein Laien-Helfer eine Herz-Lungen-Wiederbelebung machen kann, trägt er immer noch Entscheidendes zum Überleben eines Patienten bei.»
Und so leisten die Samariter immer noch in Zelten, an Veranstaltungen erste Hilfe. Und geben ihr Wissen in Nothelferkursen weiter. Zu Spitzenzeiten in den 1970er Jahren waren es 60'000 freiwillige Helfer. Heute sind es noch rund 30'000.
Die Hoffnung ruht auf der Jugend
«Viele Vereine die mit Freiwilligen arbeiten, haben es heute schwer genügend Leute zu finden», sagt Kiener. Die Menschen seien engagiert im Beruf. Der Arbeitgeber erwarte, dass die Mitarbeiter bereit seien, Überzeit zu leisten.
Hinzu kommt: «Die Menschen wollen ihre Freizeit und das Zusammenleben in der Familie mehr geniessen. Da spielen dann die Vereine eine nicht mehr so wichtige Rolle in unserer Gesellschaft wie früher», sagt Kiener. Um den Mitgliederschwund aufzuhalten, setzt der Samariterbund auf die Jugendarbeit. Mit gezielten Aktionen sollen die Jugendlichen für die Freiwilligenarbeit begeistert werden.