Schweizer Bäche und Flüsse sind in einem mangelhaften biologischen Zustand. Dies zeigt eine gross angelegte Untersuchung. Rund zwei Drittel der getesteten Messstellen erfüllen die Ansprüche der Fische an ihren Lebensraum nicht. Selbst für die weniger anspruchsvollen Wasserpflanzen und die Wirbellosen ist der Lebensraum an einem Drittel der Messstellen «erheblich beeinträchtigt». Dies teilt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) mit.
Es ist ein Befund aus der Nationalen Beobachtung der Oberflächengewässerqualität (Nawa) für die Jahre 2011 bis 2014, die das Bafu zusammen mit den Kantonen durchgeführt hat.
Verunreinigungen für Menschen nicht gefährlich
Die Ergebnisse zeigen weiter: Mikroverunreinigungen stellen eine zunehmende Gefährdung der Artenvielfalt in den Schweizer Fliessgewässern dar. 2012 wurden in einer systematischen Untersuchung an fünf für das Mittelland repräsentativen, mittelgrossen Fliessgewässern über 230 verschiedene Mikroverunreinigungen nachgewiesen. Die teilweise hohen gemessenen Konzentrationen seien aber für den Menschen ungefährlich, heisst es in der Mitteilung.
Positiver ist das Verdikt beim Nitrat- und Phosphorgehalt. Dank des Baus von Abwasserreinigungsanlagen habe sich die Wasserqualität seit den 1980er-Jahren erheblich verbessert.
Allerdings sei die Belastung in kleinen und mittelgrossen Fliessgewässern, in die etwa zahlreiche Nährstoffe aus der Landwirtschaft gelangen, noch immer zu hoch. Zu hohe Nährstoffkonzentrationen können dazu führen, dass Flüsse und Seen ersticken.
Revitalisierung bis Ende des Jahrhunderts
Um die Gewässerqualität zu verbessern, sind laut Bafu bereits umfangreiche Massnahmen gegen Mikroverunreinigungen sowie zur Renaturierung der Gewässer in Angriff genommen worden.
Etwa um Mikroverunreinigungen einzudämmen, hat das Parlament grünes Licht gegeben, damit ausgewählte Abwasserreinigungsanlagen aufgerüstet werden. Unter der Federführung des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) wird zudem gegenwärtig ein Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ausgearbeitet.
Parallel zur Verringerung der Schadstoffeinträge müssen die Gewässer zudem naturnaher werden. Gemäss Gewässerschutzgesetz müssen bis Ende dieses Jahrhunderts 4000 der insgesamt 15'000 Kilometer Fliessgewässer, die einen schlechten Zustand aufweisen, revitalisiert werden.