Rund 30 Prozent der Studentinnen und Studenten in der Schweiz haben in den letzten Jahren ihr Studium abgebrochen, wie eine neue Studie der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) zum Schluss kommt. Vor 40 Jahren waren es noch rund 40 Prozent gewesen.
Vor allem Frauen schliessen ihr Studium nun häufiger ab als früher: Ihre Abbruchquote sank von 45,9 Prozent (1975) auf 28,8 Prozent (2001).
Selbständigere Frauen
Eine Erklärung für diese Entwicklung bei den Studentinnen liefern die Daten der Studie nicht. Stefan Wolter, Direktor der SKBF, sagt aber, die Frauen hätten heute eine andere Sicht auf ihre Erwerbskarriere als früher: «Die Familienplanung ist nicht mehr die gleiche wie vor 40 Jahren.» Es sei wichtiger geworden für die Frauen, das Studium abzuschliessen. Deshalb würden sie bei Problemen das Studium weniger rasch aufgeben sondern versuchen, diese zu lösen, so der Leiter der Studie.
Matura allein genügt nicht mehr für interessanten Job
Insgesamt verbesserte sich die Quote der Studienabbrecher und -abbrecherinnen von 40,2 Prozent auf 30,2 Prozent. Die Gründe dafür seien zwar aus den Zahlen der Studie nicht festzumachen. Für Wolter aber ist klar: der zunehmende Konkurrenzdruck hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Rückgang geführt: Die Matura allein genüge auf dem Arbeitsmarkt heute nicht mehr für eine Stelle.
Zudem habe durch die liberale Einwanderungspolitik der Schweiz der Druck auf die jungen Studierenden zugenommen: Während früher oftmals schon allein die Matura reichte, um einen anforderungsreichen Arbeitsplatz zu finden, würde dieser heute an einen Ausländer mit Studienabschluss gehen. «Das wissen auch die jungen Studierenden – deshalb strengen sie sich mehr an, um erfolgreich zu einem Abschluss zu kommen.»
Bessere Vorbereitung aufs Studium angemahnt
Die Studienautoren schliessen aus ihren Befunden auch, dass ein Teil des Abbruchrisikos dadurch erklärt werden kann, wie hoch die akademische Leistungsfähigkeit vor Studienbeginn ist. Ein Teil der Studienabbrüche könnte bei einer besseren Vorbereitung auf das Studium vermieden werden.
Dies wäre aus Sicht der Autoren auch notwendig: Bei der im internationalen Vergleich tiefen Maturitätsquote und der grossen Nachfrage nach akademischem Nachwuchs in der Schweiz sei jeder vermeidbare Studienabbruch einer zu viel, schreiben sie.