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Eine junge Frau sitzt am Rand des Spitalbetts. Ihr vis-à-vis die Lehrerin.
Legende: Der tägliche Besuch von Spital-Lehrerin Christine Walser ist für Hannah eine willkommene Abwechslung im Spitalalltag. SRF; vinc

Schweiz Wenn die Lehrerin ans Spitalbett kommt

Schwerkranke Kinder sollen sich im Spital möglichst wohl fühlen. Dazu gehört nicht nur die optimale medizinische Betreuung, sondern auch ein möglichst kindgerechter Spitalalltag. Und das heisst zum Beispiel: Schulunterricht. Eindrücke aus dem Kinderspital Zürich.

Hannah sitzt seitlich auf ihrem Spitalbett. Vor ihr ein Tisch. Ihr gegenüber Lehrerin Christine Walser. Heute hat die 16-Jährige Französischunterricht. Hannah ist seit einem Monat im Spital, sie hat eine neue Niere bekommen. Schule hat sie jeden Tag, besser gesagt, die Schule kommt zu ihr.

Der Schule im Spital gegenüber ist Hannah zwar nicht gerade euphorisch, findet aber: «Es ist für einmal etwas anderes, als immer allein im Zimmer zu sitzen.» Eine Abwechslung für das Kind, das ist eine wichtige Aufgabe des Spital-Unterrichts.

Der Unterricht gibt den Kindern Struktur

Beim Stoff orientieren sich die Lehrerinnen am Lehrplan und stehen in engem Kontakt mit der Schule der Kinder. Entscheidend ist, jedem Kind, und sei es noch so krank, ein bisschen Struktur zu geben, sagt Schulleiterin Barbara Trechslin.

Geht es den Kindern gut genug, können sie den Unterricht im kleinen Spital-Klassenzimmer besuchen. Aber das ist die Ausnahme. Weil im Kinderspital viele schwerkranke Kinder liegen, kommt die Lehrerin in der Regel ans Bett.

Ich finde es wunderbar, dass man sich auf ein Kind einlassen darf.
Autor: Christine Walser Lehrerin, Kinderspital Zürich

Dieser Unterricht ist für Spital-Lehrerinnen wie Christine Walser angenehm und ein grosser Unterschied zum Schulegeben in einer normalen Klasse: «Ich finde es wunderbar, dass man sich auf nur ein Kind oder wenige Kinder einlassen darf. Wenn man eine Klasse unterrichtet, kommen immer einige Kinder zu kurz.»

Auch die Kinder sind froh, wenn sich eine Lehrerin, und nicht ein Arzt, Therapeut oder eine Pflegerin, eine Stunde lang nur mit ihnen beschäftigt. Das tut vor allem auch Kindern wie der kleinen Joelana gut. Die siebenjährige Tessinerin kam vor über einem Monat mit schwersten Verbrennungen ins Kinderspital.

Dass hier kaum jemand ihre Sprache kann, hat ihr in der ersten Zeit zu schaffen gemacht. Umso mehr geniesse sie jetzt den Unterricht, erzählt ihre Lehrerin. Während einer Stunde könne sie in ihrer Sprache kommunizieren. Auch die Mutter wird durch diese Schulstunde entlastet. Sie nutzt die Zeit, um einmal das Zimmer der Tochter zu verlassen.

Sterile Schürze und Mundschutz

Schulunterricht gibt es auch unter erschwerten Bedingungen. Für Deniz zum Beispiel. Er ist zehn Jahre alt und leidet an einer Erbkrankheit. Eine Stammzellen-Transplantation soll ihm das Leben retten. Weil sein Immunsystem schwach ist, ist Deniz isoliert, hinter Glas – in einer Überdruckkabine. Trotzdem kommt auch zu ihm die Lehrerin. Sie sitzt an seinem Bett mit steriler Schürze und einem Mundschutz. Ihr Besuch tue Deniz gut, erzählt seine Mutter. Wenn er die Lehrerin sehe, blühe er richtig auf.

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