Hoch über der Stadt am Waldrand liegt die Baustelle des Hauses, auf das MCS –Betroffene lange gewartet haben. 15 Wohnungen entstehen hier, eine davon wird Christian Schifferle beziehen. Der 58jährige leidet seit seiner Kindheit an MCS. Seit Jahrzehnten sucht er einen Ort, an dem er ohne Beschwerden leben kann. «Es ist schön zu sehen, dass hier in Zürich jetzt ein Traum für mich in Erfüllung geht», sagt Schifferle in «Schweiz aktuell».
Architekt Andreas Zimmermann hat mit seinem Büro den Wettbewerb für das MCS-Haus gewonnen. Am Anfang habe er keine Ahnung von MCS gehabt, sein Büro habe sich aber gut mit Materialien ausgekannt.
Bis zu 10'000 Betroffene in der Schweiz
Klaus Tereh, Arzt und MCS-Spezialist schätzt, dass in der Schweiz bis zu 10'000 MCS-Betroffene leben. Sie zeigen die verschiedensten Symptome von Hautausschlägen, Lungenproblemen, Schwindelanfällen und Herzkreislaufstörungen bis zum Kollaps. Die Krankheit sei in der Schweiz nicht anerkannt. «Der Bau des MCS-Hauses zeigt den Betroffenen jetzt erstmals, dass sie ernst genommen werden», sagt Tereh.
Aufwändiger Bauprozess
«Die Materialauswahl und der besondere Bauprozess gestalten das MCS-gerechte Bauen aufwändiger als bei herkömmlichen Häusern», erklärt Andreas Zimmermann. Die Baufirma könne den Beton nicht fertig kaufen, sondern die Arbeiter müssten ihn selber mischen: «Im normalen Beton hat es Frostschutzmittel, den dürfen wir deshalb nicht verwenden». Das bedeutet Baustopp, wenn die Temperaturen unter null Grad fallen.
Von aussen sieht das MCS-Haus aus wie jedes andere, die Grundrisse jedoch unterscheiden sich. «Wir mussten das MCS-gerechte Wohnen praktisch zuerst erfinden», sagt der Architekt. Die Wohnung wird über eine Art Eingangsschleuse betreten. Dort befindet sich auch die Waschmaschine, damit die Bewohner ihre belasteten Kleider gleich waschen können. Daneben befinden sich Umkleideraum und Badezimmer. Erst dann wird der Wohnraum betreten.
Abschied vom Wohnwagen
Noch lebt Andreas Schifferle die meiste Zeit in seinem Wohnwagen auf einem Campingplatz. Auch wenn Architekten und Bauarbeiter an alles denken, er weiss, dass das Wohnprojekt nur gelingen kann, wenn sich alle Bewohner des MCS-Hauses an strenge Regeln halten: «Kein Parfüm und Waschmittel im Haus benützen, nicht rauchen, WLAN ist verboten und Handys müssen abgeschaltet sein.»
Finanziert wird das MCS-Haus unter anderem durch verschiedene Genossenschaften und der Stadt Zürich. Diese will die gewonnenen Erkenntnisse für weitere Wohnbauten nutzen. Dank der Wohnbauförderung werden die Mieten für die MCS-Kranken bezahlbar sein. Wenn alles nach Plan läuft, kann Christian Schifferle im Herbst in seine erste richtige Wohnung einziehen.