Der tschetschenische Geschäftsmann Bulat Tschagajew ist überraschend zum Prozess um den Konkurs des Fussballclubs Neuchâtel Xamax erschienen. Vor dem Neuenburger Gericht bestritt er sämtliche Vorwürfe.
In einer schwarzen Limousine mit Genfer Kennzeichen fuhr Tschagajew auf dem Schloss in Neuenburg vor. Weshalb er sich dem Prozess in der Schweiz stelle, mochte er auf die Frage eines wartenden Journalisten nicht sagen. Vor Gericht gab Tschagajew dann Moskau als seinen Wohnort an, seine exakte Wohnadresse wollte er nicht laut aussprechen. Er schrieb sie für das Gericht auf ein Papier auf.
Schwur, aber kein Schuldeingeständnis
In der Gerichtsverhandlung wies Tschagajew alle Anklagepunkte zurück. Unabhängig vom Urteil kündigte er zudem an, die noch ausstehenden Löhne der Spieler mit einer Ausnahme bis zum nächsten Gerichtstermin im September begleichen zu wollen.
Er fühle sich verantwortlich gegenüber den Spielern. Der Richterin gab er weiter an, auch einen Teil der unbeglichenen Quellensteuer von 1,5 Millionen Franken begleichen zu wollen. Tschagajew schwor sogar im Gerichtsaal, die Zahlungen begleichen zu wollen, wollte seine Bereitschaft aber nicht als Schuldeingeständnis verstanden wissen.
Keine Infos über seine aktuelle Situation
Über seine aktuelle finanzielle Situation machte der Tschetschene keine Angaben. Den Konkurs des Fussballclubs schrieb er unter anderem den Banken zu, die seine vorgelegten Dokumente nicht akzeptiert hätten. Er schaffte mit seinen Aussagen über die Bankgeschäfte jedoch keine Klarheit.
In der Befragung am Dienstagmorgen wies er auch den Vorwurf der Staatsanwaltschaft zurück, mit Geldern des Fussballclubs drei Flüge nach Grozny bezahlt zu haben. Im Gegensatz zu Tschagajew blieb der zweite Angeklagte, der ehemalige Vize-Präsident Islam Satujew, dem Prozess fern.
Kein baldiges Urteil
Das Gericht lehnte es ab, die Verhandlung gegen die beiden Angeklagten in zwei Prozesse zu trennen. Der Prozess wird am 21. und 22. September mit den Plädoyers fortgesetzt.
Unter der Führung der beiden Tschetschenen war der Schweizer Traditionsverein Neuchâtel Xamax 2012 innerhalb von nur acht Monaten Konkurs gegangen. Zurück blieb ein Schuldenberg von 20,1 Millionen Franken. Die beiden Angeklagten müssen sich wegen Misswirtschaft, ungetreuer Geschäftsführung sowie wegen Hinterziehung der Quellensteuer verantworten. Tschagajew wird zudem wegen einer mutmasslich gefälschten Garantie der Bank of America versuchter Betrug sowie Urkundenfälschung vorgeworfen.