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Eine Luftaufnahme von weissen Reiheneinfamilienhäusern.
Legende: Der Traum vom eigenen Haus: In der Schweiz wird weiter viel Kulturland überbaut. Keystone/Archiv

Schweiz Zersiedelung stoppen: Gemeinden müssen zusammenarbeiten

Das Volk will die Zersiedelung stoppen. Das haben verschiedene Abstimmungen gezeigt. Aber wenn es darum geht, weniger Bauland einzuzonen, dann bremsen viele Gemeinden. Sie arbeiten zu wenig gut zusammen. Regionale Gremien könnten Abhilfe schaffen.

Die Zersiedelung schreitet voran: Trotz des Ja des Volkes zum neuen Raumplanungsgesetz im letzten Jahr wird in der Schweiz weiter viel Kulturland überbaut.

Mitschuld tragen die Gemeinden, wie Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung für Landschaftsschutz, sagt. Problematisch seien insbesondere die Gemeindeversammlungen. «Mit jeder Einzonung sind für die betroffene Person entsprechende Mehrwerte geschaffen. So ist es in den Gemeinden oft praktisch unmöglich, eine wirkliche Siedlungslenkung durchzuführen, weil die Privatinteressen der Bodenbesitzer sehr stark wirken.»

Rodewald spricht von einer «Wachstumsfalle»: Jede Gemeinde wolle ein eigenes Gewerbegebiet und genügend Bauzonen für weitere Neubauten. Damit drehe sich die Bau- und Wachstumsspirale weiter.

Mehr Zusammenarbeit nötig

Diese Sichtweise sei zu pauschal, entgegnet Gemeindevertreter Ulrich König. Er ist Direktor des Schweizerischen Gemeindeverbandes. «Die Gemeindevielfalt ist sehr gross. Konkrete Praxisbeispiele zeigen, dass es durchaus sehr viele Gemeinden gibt, die ihre Verantwortung im Bereich der Raumplanung seit langem wahrnehmen.»

Als Lösung des Problems sieht Landschaftsschützer Rodewald die Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg. Es sollten überall regionale Zusammenschlüsse geschaffen werden, denn es könne nicht sein, dass die Gemeinden auch künftig alleine über ihre Bauzonen entscheiden. «Das soll in der Zukunft in Abstimmung mit den umliegenden Gemeinden passieren. Die Zusammenarbeit wird viel stärker werden. Man muss auch entsprechende Schwerpunkte setzen, um die Entwicklung zu konzentrieren. Das sind Neuaufgaben, welche die einzelnen Gemeinden nicht mehr selber übernehmen können.»

Anforderungen steigen

Das sieht auch der Gemeindeverband so. Die Siedlungsentwicklung müsse in regionalen Gremien geplant werden. Aber laut König geht es nicht darum, die Macht der Gemeinden zu beschneiden, sondern sie zu unterstützen. Die Gemeindebehörden müssten befähigt werden, mit den komplexer gewordenen Anforderungen, gerade im Bereich der Raumentwicklung, umzugehen.

König sagt, diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit gebe es bereits in vielen Gemeinden. Landschaftsschützer Rodewald dagegen ist skeptischer: Es brauche mehr Druck und Hilfeleistung von Bund und Kantonen, damit die Gemeinden künftig wirklich zusammenspannten und sparsamer mit dem Boden umgingen.

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