2014 eröffnete die Waadt in Palézieux ein Jugendgefängnis. Ein Haus für die wirklich schweren Fälle, gesichert wie ein richtiges Gefängnis: mit Gitterfenstern und hohen Zäunen, im Innern eine engmaschige Betreuung. Ein Gefängnis für minderjährige Häftlinge – aus der ganzen Romandie.
Allein, es fehlt an Häftlingen. Sicherheitsdirektorin Béatrice Métraux lud deshalb heute die Medien ins Gefängnis ein und verteidigte sich: Politik mache man nicht mit der Kristallkugel; wirklich niemand habe die drastische Senkung der Jugendkriminalität voraussehen können.
Lieber Computerspielen als Abhängen
Erklärungen für die Entwicklung freilich hat Métraux: «Erstens: Die Jugendlichen sitzen heute vermehrt vor Computerspielen, statt auf den Dorfplätzen abzuhängen.
Zweitens: die Präventionsprogramme zeigen Wirkung.»
Die Entwicklung zeigt sich auch andernorts. Der Kanton Bern entschied Ende Januar, sein Jugendgefängnis in Prêles ganz zu schliessen. Und auch Institutionen in der Ostschweiz und in Basel haben weniger Zuweisungen. Ein halbleeres Gefängnis ist an sich positiv, allerdings kommt es die Romandie teuer zu stehen.
Wie hoch die Rechnung ist und wer sie bezahlt, darüber verhandeln die Kantone gerade hinter verschlossenen Türen. Was also tun – das Gefängnis schliessen?
Das wäre falsch, sagt die Chefin der Waadtländer Gefängnisse, Sylvie Bula: «Die 18- bis 25-Jährigen werden am häufigsten rückfällig und jeder Rückfall bedeutet wieder ein Opfer.» Hier zu sparen kommt für Bula deshalb nicht in Frage.
Kantone müssen kreativ werden
Trotzdem steht für die Politik fest, dass das Haus intensiver genutzt werden muss. Die Bevölkerung verlange zu Recht Rechenschaft, wenn ein Gefängnis halbleer stehe, sagt Béatrice Métraux. Weil zugleich die Gefängnisse für Erwachsene in der Romandie noch immer überbelegt sind, soll ein Ausgleich geschaffen werden.
Die leeren Plätze im Jugendgefängnis werden mit jungen Erwachsenen belegt. Wobei Métraux unterstreicht: «In Frage kommen nur Täter, die einfache Delikte aber keine Verbrechen begangen haben.» Eine Vermischung von Minderjährigen mit Schwerverbrechern kommt nicht in Frage. Aber landauf, landab, müssen derzeit neue Nutzungen für die überdimensionierten Jugendanstalten gefunden werden.