Die Grenzbrücke über den Rhein wird jeden Morgen zur Lebensader für die Liechtensteiner Wirtschaft: 35‘000 Arbeitsplätze gibt es im Fürstentum, aber zu wenig einheimische Arbeitskräfte.
Darum fahren täglich mehr als 10‘000 Grenzgänger aus dem St. Galler Rheintal ins «Ländle». Ein Drittel davon sind EU-Bürger. Die Fürstenfamilie schaut nun gespannt in Richtung Schweiz, wo die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative ansteht. «Wir verfolgen die Situation aufmerksam», erklärt Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein. Man überlege bereits, was Liechtenstein tun müsse, je nachdem wie die Schweiz die MEI umsetze.
Personenfreizügigkeit stösst auf Widerstand
Das Fürstentum selber hat wenig Spielraum. Heute vergibt es gerade mal 56 Aufenthaltsbewilligungen pro Jahr. Eine Erweiterung ist umstritten, wie Thomas Zwiefelhofer, Regierungschef-Stellvertreter Liechtensteins erklärt: «Unser Land könnte natürlich die volle Personenfreizügigkeit einführen. Das würde aber verschiedene Probleme aufwerfen, zum Beispiel bei der Raumplanung oder bei Infrastrukturkosten.»
Zudem gebe es eine emotionale Seite: Derzeit stellten Ausländer einen Drittel der liechtensteiner Bevölkerung. Mit der Personenfreizügigkeit würde dieser Anteil vermutlich deutlich steigen, wie Zwiefelhofer sagt: «Das ist ein Problem, das die Liechtensteiner sehr beschäftigt.»
Die Behörden stehen darum in engem Kontakt mit der Schweiz. Doch die offizielle Seite gibt sich diplomatisch zurückhaltend. Der Schweizer Botschafter für Liechtenstein, Olaf Kjelsen, zeigt Verständnis für die Sorgen des Nachbarlandes. «Ich bin aber zuversichtlich, dass am Schluss eine Lösung gefunden wird, die die Interessen der ganzen Region und des Rheintals berücksichtigen.»