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Schweizer Entwicklung Neue Hoffnung gegen Antibiotika-Resistenzen

  • Die Universität Zürich und das Pharmaunternehmen Polyphor melden die Entdeckung eines neuen Wirkstoffes, der auch multiresistente Keime zerstören kann.
  • Es ist die erste neue Antibiotika-Klasse seit den 1960er Jahren, die grundlegend die gefährlichen, sogenannten gram-negativen Bakterien auslöschen kann.
  • Momentan testet man die neuen Substanzen an Tieren auf Nebenwirkungen. Bei guten Resultaten folgen Tests und Studien an Menschen.
  • Wann Infektiologen diese Substanzen neu im klinischen Alltag einsetzen können, bleibt noch völlig offen.

In den Labors des Pharmaunternehmens Polyphor haben Forscher gemeinsam mit der Universität Zürich den neuen Wirkstoff entwickelt. Die neue Substanz könne die Aussenhülle von Bakterien zerstören und das nicht bei irgendwelchen Keimen: Die neue Antibiotika-Klasse soll sogar robuste doppelwandige Bakterien auslöschen können, sagt der Leiter der Forschung, Daniel Obrecht.

Dabei greifen die neuen Antibiotika die Bakterien an zwei Stellen an und dringen in ihre äussere Membran ein. Dadurch sterbe das Bakterium langsam ab. Im Gegensatz zu anderen Antibiotika würden die Bakterien keine Resistenzmechanismen zeigen.

Verschiedene Hürden im Weg

Infektiologen wie Hansjakob Furrer benötigen dringend solche neuen Antibiotika. Der Chefarzt der Infektiologie am Inselspital Bern hat die Publikation im Fachmagazin «Nature» gelesen. Die erste Analyse stimmt ihn hoffnungsvoll. Die Forschung sei vielversprechend und klinge seriös.

Trotzdem gebe es noch viele Hürden. «Das sind Studien, die kompliziert sind. Wir müssen wissen, wie wir dosieren müssen und ob es beim Menschen gleich gut wirkt wie im Tiermodell», sagt Furrer. Wenn man die entsprechenden Ressourcen habe, könne es aber auch schnell gehen. «Wir brauchen das», sagt der Infektiologe.

Momentan testet man die Substanz auf Nebenwirkungen an Tieren. Bei guten Resultaten folgen die ersten Studien am Menschen, so dass Forscher diese Antibiotika-Klasse tatsächlich bis ins Spital bringen können und sich die Forschung durch Rückschläge nicht in Luft auflöst.

Forschungsprogramm «Antimikrobielle Resistenz»

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Die in «Nature» veröffentlichte Studie wurde von der Universität Zürich und der Polyphor AG sowie von interdisziplinären Gruppen an der Universität Basel und der ETH Zürich durchgeführt. Die Arbeit fällt auch in den Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Antimikrobielle Resistenz» (NFP 72).

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