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Sind Schweizer Crevetten die besseren?
Aus Rendez-vous vom 24.12.2021. Bild: keystone
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Schweizer Fisch beliebt Sind Schweizer Crevetten die besseren?

In vielen Schweizer Haushalten wird an den Weihnachtsfeiertagen Fisch gegessen. Immer mehr davon stammt aus Schweizer Produktion. Dies, obwohl er bis zu einem Drittel mehr kostet als Fisch aus dem Ausland. Doch sind Schweizer Lachse, Felchen oder Shrimps tatsächlich besser, wie viele glauben?

Lachs, Egli, Felchen, Zander – Fisch wird immer beliebter in der Schweiz. Der Konsum ist im letzten Vierteljahrhundert um 60 Prozent gestiegen, auf knapp neun Kilo pro Kopf. Und immer mehr davon stammt aus der Schweiz, insgesamt gut 530 Tonnen pro Jahr.

Er verstehe, dass viele Leute lokal produzierten Fisch kauften, sagt Thomas Janssens, Agronom an der Berner Fachhochschule und Experte für Aquakultur. Denn: «Lokale Schweizer Fischproduktion ist nachhaltiger als Fisch aus Import.»

Lokale Schweizer Fischproduktion ist nachhaltiger als Fisch aus Import.
Autor: Thomas Janssens Agronom an der Berner Fachhochschule

Der unabhängige Umweltmanager Urs Baumgartner, der sich intensiv mit Fischzuchtanlagen auf der ganzen Welt beschäftigt hat, bezweifelt das. Nur, weil ein Fisch in der Schweiz produziert werde, sei er nicht automatisch nachhaltiger als Fisch aus dem Ausland. Dass viele KonsumentInnen das glaubten, erklärt er mit Schweizer Chauvinismus. «Dass wir Vertrauen haben in die Institutionen und glauben, dass unsere Gesetze sowieso besser sind als andere, obwohl wir das gar nicht wissen.»

Baumgartner kommt in einer Studie für die Universität Bern zum Ergebnis, dass vor allem Fisch aus Schweizer Aquakultur – also etwa die Hälfte der Schweizer Fischproduktion – gar nicht nachhaltig produziert werde. Er führt zwei Punkte auf:

Punkt 1: Hoher Energieverbrauch

«Die Anlagen sind sehr energieintensiv», sagt Baumgartner. So müssten die Indoor-Anlagen für Schweizer Shrimps ständig geheizt werden. Zusatz-Energie, die es in den tropischen Herkunftsländern der Shrimps nicht brauche, sagt Baumgartner.

Stimmt, sagt Agronom Janssens von der Berner Fachhochschule. Dafür seien die Tierschutzregeln hier strenger. Zudem würden immer mehr Schweizer (Aquakultur-)Fische in nachhaltigen Kreislaufanlagen produziert. «Kreislaufanlagen bedeutet eine Kontrolle der ganzen Umgebung und eine Reinigung des Wassers. Somit braucht es weniger Wasser.» Aber trotzdem viel Energie. Dafür brauche es noch Lösungen. Auch deshalb wird an der Berner Fachhochschule – unter Leitung des gebürtigen Belgiers Thomas Janssens – gerade ein Kompetenzzentrum Aquakultur aufgebaut.

Punkt 2: Das Futter

Beliebte Speisefische wie Lachs, Forelle, Egli oder Felchen seien Carnivoren, also fleischfressende Raubfische. In der Wildnis lebten sie von Fisch, in der Zucht von Fischmehl. Um Fischmehl zu produzieren, würden aber viele Wildfische verbraucht, sagt der Umwelt-Experte. Schätzungen zufolge insgesamt 2800 Tonnen Wildfang pro Jahr – für die 1600 Tonnen Fisch aus Schweizer Aquakultur. «So kann eine Zucht das Problem der Überfischung noch verstärken.»

Aquakultur-Experte Janssens bestreitet das gar nicht. «Der Schwachpunkt bei Aquakultur ist nach wie vor das Fischmehl.» Aber auch dafür gebe es Lösungen: «Eine Lösung wäre Insekten- oder Pflanzenmehl. Oder auch Nebenprodukte aus der Fleischindustrie, beispielsweise Geflügelmehl.»

Allerdings sei Fischmehl bisher die billigste Lösung. Es brauche einfach noch Zeit, um Alternativen zu entwickeln.  Die Branche sei ja noch jung. Aber sie werde wahrscheinlich schnell wachsen, erwartet Janssens. Denn der wilde Fischbestand in der Schweiz geht seit Jahren zurück. «Wenn der Konsument Schweizer Fisch essen möchte, kommt diese Differenz sicherlich von der Aquakultur.»

Aber erst, wenn der Konsument auch mehr Nachhaltigkeit einfordert, wächst auch der Druck auf die Brache, nachhaltigere Lösungen für Zuchtfische wie Lachs, Felchen oder Egli zu finden.

Rendez-vous, 24.12.2021; 12:30 Uhr

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