Zum Inhalt springen

Schweizer Landwirtschaft Wie der Bund den Pestizid-Einsatz eindämmen will

Die Schweizer Landwirtschaft schneidet beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln schlecht ab. Weshalb?

  • Das Bundesamt für Landwirtschaft hat einen Aktionsplan zur Pestizidreduktion erarbeitet.
  • Jät-Roboter, robustere Pflanzensorten und sparsamerer Einsatz von Pestiziden sollen dabei helfen.
  • Die ökologisch gesinnte Denkfabrik «Vision Landwirtschaft» verweist auf die Skepsis der Bevölkerung gegenüber dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Schweizer Bauern setzen mehr Pestizide ein als ihre Berufskollegen ausserhalb der Landesgrenzen. Dies, weil sie viel Früchte und Gemüse anbauen, die häufiger gespritzt werden, erklärt Eva Reinhard, stellvertretende Direktorin des Bundesamtes für Landwirtschaft. «Wir brauchen vielleicht auch mehr, weil wir mehr alte Mittel, die in grossen Mengen angewendet werden, benutzen. Das ist aber positiv, weil die generell eine geringere Giftigkeit haben.»

Anreize, Beratung und Ausbildung

Das Bundesamt für Landwirtschaft sieht dennoch Handlungsbedarf. Es hat einen Aktionsplan verfasst, der im September vom Bundesrat verabschiedet wurde. Die Pflanzenschutzmittel sollen reduziert werden. Dank sparsamerem Einsatz, robusteren neuen Pflanzensorten, alternativer Schädlingsbekämpfung wie etwa Jät-Roboter. Das soll mit Anreizen über die Direktzahlungen gefördert werden sowie durch Beratung und Ausbildung.

Ziel ist es, die schädliche Wirkung auf Natur und Gesundheit um die Hälfte zu reduzieren, bis ins Jahr 2030. «Ob wir das schaffen oder nicht, kann ich nicht garantieren. Aber wir werden ganz bestimmt ein Monitoring auf die Beine stellen, damit wir informieren können, wie weit wir schon sind», so Reinhard.

Zum Scheitern verurteilt?

Bereits in der Vergangenheit hat das Bundesamt für Landwirtschaft Pestizid-Reduktions-Ziele deutlich verfehlt. Dasselbe droht mit diesem neuen Plan, sagt Andreas Bosshard, Biobauer und Geschäftsführer der ökologisch gesinnten Denkfabrik «Vision Landwirtschaft».

Eva Reinhard hat mit einer Vielzahl von Experten ein Konzept erarbeitet. Es zeigt auf, wie der Pestizideinsatz kurzfristig um die Hälfte gesenkt werden könnte, ohne dass die Bauern weniger Geld verdienten. «Es gibt eine riesige Liste an Möglichkeiten, mit denen man Pestizide ersetzen kann.»

Vieles davon könnte erreicht werden, wenn der Bund den ökologischen Leistungsnachweis wie vorgesehen umsetzen würde, sagt Bosshard. Der Nachweis wird von allen Landwirten verlangt, als Bedingung für die Direktzahlungen.

Skeptische Bevölkerung

Bauern müssen aufzeigen, dass sie alle anderen Massnahmen ausgereizt haben, bevor sie Pestizide spritzen. «Das wird in der Praxis praktisch nicht mehr gemacht. Wir fordern, dass man dieses Grundprinzip des ökologischen Leistungsnachweises wieder in die Praxis einführt», sagt Bosshard.

Die Denkfabrik «Vision Landwirtschaft» verweist darauf, dass die Bevölkerung sehr skeptisch ist gegenüber dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Und die Konsumentinnen und Konsumenten sind es, die die Lebensgrundlage der Bauern finanzieren – als Kunden und Steuerzahlerinnen.

Meistgelesene Artikel