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Ein Blick hinter die Kulissen des Seilziehens
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 01.09.2023. Bild: ZVG/tow2023.ch
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Seilzieh-WM im Kanton Luzern An der WM gilt: Ziehen was das Zeug hält

Seit 11 Jahren findet erstmals wieder eine Seilzieh-WM in der Schweiz statt. Es ist eine Randsportart, die es in sich hat.

An diesem Wochenende heisst es auf dem Campus Sursee in Oberkirch: «Hauruck!» oder wohl professioneller «Seil auf! Spannen! Ready! Pull!» Über 1000 Athletinnen und Athleten messen sich an der Weltmeisterschaft im Seilziehen. Nebst der Schweiz sind Nationen wie die Niederlande, Südafrika, Schweden, Thailand oder Zimbabwe dabei.

Insgesamt haben sich 23 Nationen für die WM angemeldet. Am Seil gezogen wird in verschiedenen Gewichtsklassen. Es gibt Männer-, Frauen- und gemischte Wettkämpfe.

Starker Wille und Mannschaftsgeist

Die Schweiz gehört zu den grossen Favoriten: «Bei den internationalen Titelkämpfen in den letzten zehn Jahren hat die Schweiz gut 50 Prozent der Goldmedaillen gewonnen», sagt Marcel Amhof vom Schweizer Tauziehverband.

Festivalgelände mit verschiedenen Seilzieh-Wettkämpfen.
Legende: Der Ort des Geschehens: der Campus Sursee. Auf dem Festivalgelände werden an dieser Seilzieh-WM bis zu 15'000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet. SRF/Danja Spichtig

Seilziehen diente früher als Symbol für den Kampf zwischen Gut und Böse. Heute ist von dem nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Seilziehen ist ein Mannschaftssport, der sehr viel mit Teamwork zu tun hat.

Das Kräftemessen ohne Körperkontakt, wo Taktik eine grosse Rolle spielt, macht für viele Seilzieherinnen und Seilzieher den Reiz der Sportart aus. «Mich fasziniert, dass man zusammen etwas erreichen kann. Dass es den Willen jedes Einzelnen braucht», sagt Carmen Rölli vom Seilziehclub Ebersecken. Sie ist Mitglied des Frauen-Nationalteams.

Seilziehen ist nicht einfach Seilziehen

Zum Seilziehen braucht es – klar – ein Seil. Dieses muss vier Meter in die eigene Richtung gezogen werden. Wer zwei Züge gewinnt, ist Siegerin oder Sieger. Tönt einfach, ist es aber nicht. Das fängt schon beim Gewicht an. Im Seilziehen gibt es verschiedene Gewichtsklassen: 500 und 540 Kilogramm bei den Frauen. 560, 640 und 680 Kilogramm bei den Männern. Im Mix-Wettkampf dürfen 580 Kilogramm nicht überschritten werden.

Wie Seilziehen zur Sportart wurde

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In Europa taucht das Seilziehen bereits ab dem Jahr 1000 in epischen Heldensagen auf, wo von kräftigen Spielen die Rede ist. Doch erst Ende des 19. Jahrhunderts erhält der Sport die heute üblichen Strukturen, mit der Gründung von Vereinen und später nationalen Verbänden.

Ursprünglich wurde die Sportart als leichtathletische Disziplin betrachtet, bevor sie von 1900 bis 1920 bei den Olympischen Spielen vertreten war.

Allerdings wurde sie danach durch das IOC aus dem Programm gestrichen, was zur Gründung des Weltverbands TWIF (Tug of War International Federation) im Jahr 1960 führte.

Die ersten Europameisterschaften fanden ebenfalls 1960 statt, 1975 folgten die ersten Weltmeisterschaften.

Seit 1981 gehört das Seilziehen auch zu den World Games. Dies ist der wichtigste Sportevent von nicht an den Olympischen Spielen teilnehmenden Sportarten.

Quelle: Festführer Seilzieh-WM 2023

Das heisst konkret: Die acht Athletinnen oder Athleten einer Mannschaft müssen zusammen so viel wiegen, wie es die Gewichtsklasse vorschreibt. Es gibt ein paar Tage vor dem Wettkampf einen Stichtag, da wird gewogen. Haargenau muss das Gewicht stimmen, da wird vorher gehungert, allenfalls noch kurzfristig in der Sauna geschwitzt, um einige Gramm loszuwerden oder eine Runde zusätzlich gejoggt.

Ist der Stichtag mal vorbei, das Gewicht exakt erreicht, darf und muss sogar bis zum Wettkampf wieder gefuttert werden. «Jedes Kilo, das die Mannschaft wieder zulegt, tut dem Gegner weh», sagt Ivo Lustenberger vom Seilziehclub Luthern und Mitglied der Schweizer Herren-Nationalmannschaft.

Jedes Kilo, das die Mannschaft wieder zulegt, tut dem Gegner weh.
Autor: Ivo Lustenberger Mitglied der Schweizer Herren-Nationalmannschaft

Neben dem Gewicht gibt es noch weitere Spezialitäten, die die Sportart ausmachen. Zum Beispiel das Harz an den Händen. Dieses braucht es für den Halt am Seil. Doch Harz ist nicht gleich Harz: «Das ist eine ziemliche Tüftelei. Da hat jeder Club sein eigenes Rezept. Wir haben verschiedene Harze, je nach Wetter», sagt Seilzieherin Carmen Rölli. Auch die Schuhe sind besonders. Es sind umgebaute Schlittschuhe. Die Kufen werden abgenommen, Eisen- und Holzplatten neu an die Sohle montiert.

Ein Podestplatz ist das Ziel

Es braucht also einiges für den perfekten Wettkampf. Und den wollen die Schweizerinnen und Schweizer am Wochenende an den Weltmeisterschaften liefern. Am Freitagabend stieg die grosse WM-Eröffnungsfeier.

Die Schweiz tritt in allen zwölf Kategorien an. Das Ziel ist hochgesteckt: «Wir wollen bei jeder Gewichtsklasse aufs Podest. Wir sind guten Mutes, dass wir das erreichen», sagt Marcel Amhof vom Schweizer Tauziehverband.

SRF1 , Regionaljournal Zentralschweiz, 31.08.2023, 17:30 Uhr;

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