In der Bündner Bergbahnbranche ist Sarn ein ziemlicher Exot. Das Bündner Skigebiet wird seit mehr als einem halben Jahrhundert von einer Familien-AG geführt. Der Wintersportort verfügt über zwei Skilifte, 20 Pistenkilometer und eine Schlittelstrecke.
Wenige Kredite, keine Subventionen
Das Skigebiet am Heinzenberg ist klein. Auf Wachstum hat die Familie Kalberer nie gesetzt. Man habe immer alles alleine gestemmt, sagt Anton Kalberer. Möglichst keine Bankkredite, keine Subventionen vom Staat. «Wir haben nur investiert, was wir am nächsten Tag bar hinblättern konnten.» Grossinvestoren, die vielerorts in Skiorte investieren und Resorts, Bergbahnen oder Ferienwohnungen bauen, seien nie ein Thema gewesen.
Wir haben nur investiert, was wir am nächsten Tag bar hinblättern konnten.
Weil es mit der Familiensägerei in Wangs bergab ging, sprangen die Kalberers Ende der 1960er-Jahre auf den Boom auf: Überall entstanden kleine Skigebiete. «Mein Vater begann auch damit – ohne Vorwissen. Die 13 Kinder mussten beschäftigt werden», lächelt Anton Kalberer.
53 Jahre Skigebiet Sarn-Heinzenberg
Die Idee stiess bei Bauern, Dorfbevölkerung und Gemeinde auf offene Ohren. Der heute bald 93-Jährige war dabei, als der Betrieb am 1. Januar 1970 aufgenommen wurde. Noch immer sitzt er im Verwaltungsrat. In seinem beruflichen Leben war er Heilpädagoge, seit seiner Pension ist er jeden Winter in Sarn.
Ein Sessellift als Geschenk
Einen Sprung machte das Skigebiet kurz vor der Jahrtausendwende: Dass der untere Bügellift durch einen Sessellift ersetzt werden konnte, war ein Glücksgriff. Die Bergbahnen Savognin musterten einen alten Zweier-Sessellift aus und verkauften ihn für einen symbolischen Franken an die Familie Kalberer. «Eine solche Anlage kostete Millionen.» Ohne das Geschenk wäre es wohl schwierig geworden.
Seit 53 Jahren predigt das Skigebiet Sarn den langsamen Fortschritt: das Restaurant sanieren, ein Kinderland erstellen oder ein paar Lanzen für Kunstschnee. Am Heinzenberg wurde stets etwas verändert, wenn auch nicht im Eiltempo und alles bezahlt von eigenen Mitteln.
Nicht aus der Ruhe bringen lassen
In Zukunft solle es genau so weitergehen. Es soll bei den zwei Liften mit 20 Pistenkilometern bleiben, ein sauberer Unterhalt bleibt wichtig. Was aber, wenn wie heuer die schneearmen Winter häufiger werden? Anton Kalberer sieht es gelassen, sein Skigebiet könne drei solche Saisons alle zehn Jahre verkraften.
«Von der Mittelstation nach oben wird es noch Jahrzehnte gehen, bis der Schnee ausgeht. Da oben – über 1700 Meter – gab es noch immer Schnee», sagt der Rentner. Nicht allzu weit vorausplanen, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, nehmen, wie es kommt – und dann reagieren. Das bleibt die Devise im etwas anderen Bündner Skigebiet.