«Hallo Mami , Ich habe eine neue nummer kannst du mir ein whatsapp schicken?» Solche Nachrichten, oft versehen mit einem Link, bekommen viele Menschen – egal, ob sie Eltern sind oder nicht. Es sind SMS, die nicht von einem Kind stammen, sondern von Betrügerinnen oder Betrügern.
Eine andere betrügerische Masche sind Leute, die sich am Telefon als Polizist ausgeben. Weit verbreitet sind zudem SMS, wonach ein Paket nicht ausgeliefert werden kann, weil die Adresse angeblich nicht stimmt. Solche SMS bekommen Menschen in der ganzen Schweiz.
Nun ist der Baselbieter Polizei ein seltener Coup gelungen: Sie hat einen Mann geschnappt, den sie verdächtigt, Absender solcher Nachrichten zu sein. Dass die Polizei Cyberkriminelle in der Schweiz erwischt, kommt eher selten vor. Mehrheitlich handelt es sich nämlich um Täterinnen und Täter, die irgendwo auf der Welt an einem Computer sitzen. Um Menschen also, die für die hiesige Polizei kaum greifbar sind.
«Abklärungen der Strafverfolgungsbehörden im Ausland laufen via Rechtshilfekanäle», sagt Lukas Wunderlin, der Leiter der Abteilung Cyberkriminalität bei der Baselbieter Polizei. Diese seien je nach Land sehr träge. Das begünstige einen Ermittlungserfolg nicht. Umso mehr freut er sich über die Verhaftung in der Schweiz.
Die Opfer bemerken nicht, dass ein SMS-Blaster im Einsatz ist.
Der Verdächtige hatte in seinem Auto einen SMS-Blaster. Dieses Gerät gibt sich quasi als Handyantenne von Anbietern wie Swisscom oder Sunrise aus. Die Handys der Opfer loggen sich statt bei der Antenne des Telefonanbieters kurz auf dem Gerät des Betrügers ein. Dieses verschickt dann die falschen Nachrichten. «Die Opfer bemerken nicht, dass ein SMS-Blaster im Einsatz ist», so Wunderlin. Den Nachrichten sieht man das nicht an.
«Dabei geht es meist darum, Geschädigte auf einen Link zu locken. Dort werden sie dann aufgefordert, Daten wie beispielsweise Passwörter freizugeben», erklärt Wunderlin.
Ist das Opfer kooperativ und tut, was ihm geheissen wird, plündert der Betrüger oder die Betrügerin dessen Konto oder kauft mit der Kreditkarte des Opfers ein.
«Straftaten dieser Art nehmen stark zu», sagt Wunderlin. Allein im Kanton Baselland stieg ihre Anzahl im vergangenen Jahr um ein Drittel. Das Bundesamt für Cybersicherheit erhält jede Woche mehrere Hundert Meldungen über Online-Betrugsversuche.
Meistens baut die Täterschaft zudem einen Druck auf. Sie suggeriert Dringlichkeit.
Täterinnen und Täter gehen meist ähnlich vor – egal, ob Nachrichten von der Schweiz oder einem anderen Land aus verschickt werden: «Sie bauen Druck auf und suggerieren Dringlichkeit», sagt Wunderlin. Dies animiert dann einige Menschen, Sachen zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Beispielsweise, wenn sie meinen, die Tochter oder der Sohn sei in einer verzweifelten Lage.