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Service public ab 2030 Post soll Briefe nur noch an drei Tagen pro Woche zustellen

  • Die Post will auf unternehmerische Freiheiten setzen, um ab 2030 den Service public gewährleisten zu können.
  • Eine Expertengruppe schlägt vor, Briefe nur noch an drei Wochentagen zuzustellen.
  • Konzernchef Roberto Cirillo begrüsst die Stossrichtung des Expertenberichts, sagt aber, dass die wochentägliche A-Post-Zustellung nicht verschwinden soll.

Berechnungen externer Experten würden zeigen, dass sich die Post ab 2028 nicht mehr selbst finanzieren könne, sagte Konzernchef Roberto Cirillo an einem virtuellen Mediengespräch. Dies, weil die Kommunikation digitaler werde, die Briefmengen sinken würden und wegen der steigenden Paketmengen Investitionen in die Logistik nötig seien.

Der Bericht zur Reform der Post kam zum Schluss, dass der Grundversorgungsauftrag der Post wegen der Digitalisierung angepasst werden soll: Briefe sollen nur noch an drei Wochentagen und spätestens drei Tage nach Abgabe zugestellt werden müssen. Dafür soll bei den Paketen die Priority-Geschwindigkeit zum Standard werden.

Post folgt Experten nur teilweise

Die Analysen der Expertenkommission deckten sich vielfach mit den Erkenntnissen der Post, sagte Cirillo. Die Antwort auf die Aufgaben der Zukunft sei die Strategie «Post von morgen», die seit einem Jahr in Umsetzung ist. Anders als die Expertengruppe wolle man aber nicht auf Dienstleistungen verzichten. So solle zum Beispiel A-Post nicht nur drei Mal wöchentlich zugestellt werden.

Post-Konzernchef Roberto Cirillo vor einem Auslieferwagen der Schweizer Post.
Legende: Post-Konzernchef Roberto Cirillo schwebt keine «Schrumpfpost» vor, sondern ein flexibles Unternehmen, das den digitalen Anforderungen der Zukunft gerecht werden kann. Keystone

Laut Cirillo spielt der postalische Service public auch nach 2030 eine zentrale Rolle für die Schweiz, «allerdings vermehrt in digitaler Form». Die Post strebe deshalb an, sowohl in den physischen wie digitalen Service public zu investieren und auch in Zukunft ohne Steuergelder auszukommen.

Kein Kahlschlag vorgesehen

Cirillo sieht dazu einen Weg ohne Kahlschlag vor – die neue Strategie habe keine Konsequenzen auf den Personalbestand. Die genauen Aspekte der Finanzierung könnten aber erst dann geklärt werden, wenn der Umfang des neuen Service public bekannt sei, so Cirillo. Die Post brauche jedoch mehr unternehmerische Freiheit, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Dazu gehöre die Akquisition geeigneter Firmen.

«Die A-Post aus der Grundversorgung herauszulösen, ist für die Post keine Option», sagte Cirillo. Diese Zustellungsart sei ein Bedürfnis. Die Expertengruppe schlägt zudem vor, dass die Grundversorgung im Zahlungsverkehr unabhängig von Postdiensten erbracht werden soll, auch dagegen wandte sich Cirillo. Die Postfilialen seien ein wichtiger Pfeiler von Postfinance und allgemein des Zahlungsverkehrs.

Die Post sei auch bereit, das Defizit im Zeitungstransport mitzutragen, solange die Grundversorgung solide finanziert sei. Ob die Zeitungszustellung aus der Grundversorgung gestrichen werden soll, habe das Parlament zu entscheiden. Offen sei, ob die Kunden bereit seien, das Defizit ab 2030 zu tragen, so Cirillo.

Gewerkschaft gegen Abbau

Das Ziel sei keine «Schrumpfpost», sondern eine starke Post, die mit den Bedürfnissen der schweizerischen Volkswirtschaft und der Bevölkerung wachse. Cirillo sieht dazu einen Weg ohne Abbau, denn man wolle sich nicht zu Tode sparen.

Für den Personalverband Transfair ist klar, dass der flächendeckende Zugang zu postalischer Grundleistung weiterhin in allen Regionen der Schweiz gewährleistet sein muss, wie es in einer Mitteilung hiess. Der Vorschlag, die Zustellung von A-Post abzubauen und diejenige von Zeitungen abzuschaffen, torpediere den Service Public und bedeute faktisch einen Abbau.

SRF 4 News, 04.03.2022, 11:00 Uhr ; 

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