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Service-public-Initiative Leuthard: «Pro Service public» schwächt Service public

Der Bundesrat lehnt die Initiative «Pro Service public» ab. In Wirklichkeit schwäche diese den Service public, weil der Spielraum der betroffenen Unternehmen eingeschränkt werde, erklärte Bundesrätin Doris Leuthard.

Der Bundesrat ist gegen die Initiative «Pro Service public», die am 5. Juni zur Abstimmung kommt.

Die Initiative «Pro Service public» verlangt, dass bundesnahe Unternehmen wie Post, Swisscom und SBB in der Grundversorgung nicht nach Gewinnen streben dürfen und auf Quersubventionierung verzichten sollen. Zudem dürften die Löhne der Mitarbeitenden nicht über jenen der Bundesverwaltung liegen.

Hinter der Initiative stehen die Konsumentenzeitschriften «K-Tipp», «Saldo», «Bon à Savoir» und «Spendere Meglio». Erklärtes Ziel der Initianten ist es, dass Post, Swisscom oder SBB der Bevölkerung in erster Linie einen guten und bezahlbaren Service bieten.

Einschnitt in unternehmerische Freiheit

Die Schweiz habe einen verlässlichen Service public, der die Bedürfnisse der Kunden abdecke, sagte Bundesrätin Doris Leuthard vor den Bundeshausmedien. «Die Züge fahren zuverlässig, die Post wird pünktlich zugestellt.»

Initiative «Pro Service public» wird eingereicht
Legende: Gegen Gewinnstreben: Die Initiative «Pro Service public» wurde im Januar 20113 eingereicht. Keystone

Die Unternehmen des Service public gingen auch auf die sich verändernden Bedürfnissen der Kunden ein. Diesen guten Zustand wollten die Initianten nicht anerkennen, sagte die Bundesrätin. Sie setzten ihn aber aufs Spiel, ohne konkrete Verbesserungsvorschläge zu machen.

So schränke die Initiative etwa die unternehmerische Freiheit ein. Das Verbot lukrativer Tätigkeiten erschwere Investitionen in neue Technologien und Produkte, sagte Leuthard. Solche seien aber wichtig, wenn der Service public auch in Zukunft handlungsfähig bleiben und die Bedürfnisse der Bevölkerung abdecken solle.

Einnahmen für die Bundeskasse

Die Bundesrätin erinnerte daran, dass die Swisscom und die Post dem Bund beträchtliche Einnahmen bringen. Würden diese wegfallen, müssten die Steuern erhöht oder Leistungen abgebaut werden. Das gehe ebenfalls auf Kosten des Service public, sagte sie.

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Das Verbot der Quersubventionierung stellt laut Leuthard das Grundprinzip des Service public in Frage, dass rentable Bereiche weniger rentable mittragen. Doch nur so seien landesweit einheitliche Post- oder Telefontarife möglich. «Die Initiative verspricht mehr Service public, tatsächlich würde sie aber zu weniger Service public führen», warnte die Bundesrätin. Solche Experimente seien nicht angebracht.

Auch SRG im Fokus

Das Parlament hatte sich einstimmig gegen die Initiative ausgesprochen. Der Ständerat wollte dem Volksbegehren mit einer Verfassungsbestimmung zur Grundversorgung den Wind aus den Segeln nehmen, der Nationalrat lehnte dies aber ab. Neben den Parteien, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften sind auch Deutschschweizer Konsumentenorganisationen gegen das Volksbegehren.

Das Thema Service public bleibt jedoch auch bei einer allfälligen Ablehnung der Initiative auf der politischen Tagesordnung. Im Zusammenhang mit der neuen Radio- und TV-Gebühr war vor allem die SRG in den Fokus geraten. Der Bundesrat will bis Mitte Jahr einen umfassenden Bericht vorlegen.

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