«Es war ein inneres Versprechen des damaligen EVP-Nationalrats Otto Zwygart», erklärt CVP-Ständerat Peter Bieri. Am Anfang der regelmässigen Treffen der «überkonfessionellen Gruppe der Bundesversammlung» stand eine Reise im Jahre 1979.
Zwygart imponierte bei einem Besuch der Knesset, des Parlaments in Israel, das tägliche, gemeinsame Gebet der Knesset-Mitglieder. Sollte er als Nationalrat wieder gewählt werden, hatte sich Zwygart versprochen, ein solches Treffen auch in der Schweiz einzuführen.
Gesagt, getan. Kurz nach seiner Wiederwahl rief er zusammen mit einem reformierten und einem katholischen Pfarrer die überkonfessionelle Gruppe ins Leben. Seither werden diese Treffen von je einem wechselnden National- und einem Ständerat organisiert.
Seltenere Bundesratsbesuche
Früher seien durchaus auch Bundesräte anzutreffen, sagt der die Gruppe begleitende Pfarrer Beat Kunz: «Koller, Cotti, Stich, Ogi und als Aktuellste die ehemalige Amtsinhaberin Ruth Metzler.»
Wenige Minuten vor der hitzigen Debatte zur Einbürgerung finden sich rund 20 Parlamentsmitglieder im Zimmer ein. Von SP bis SVP. «Die Zahl schwankt, je nach Kommissionssitzungen», sagt der Katholik Bieri, der in diesem Jahr zusammen mit der reformierten EVP-Nationalrätin Marianne Streiff die Gruppe leitet.
Papstwahl kein Thema
Auf die Frage, welche Rolle Religion in der Politik spiele, antwortet Bieri, dass «Politik nicht vom Staat selber, sondern von den Menschen und ihrer Geisteshaltung geprägt wird». Die Geschichte der Schweiz sei daher auch von christlichen Wert- und Moralvorstellungen beeinflusst.
Ein kirchlicher Einfluss auf die Politik ist aber gemäss Bieri nicht gewünscht. Die Aktualität findet im Gebet von Pfarrer Kunz trotzdem Platz. Er betet an diesem Morgen auch für die aktuell vielen Menschen in Europa, die leiden müssten. «Der neue Papst war aber kein Thema», sagt der Katholik Bieri schmunzelnd.