Die CVP beruft sich in ihrem Selbstverständnis auf christliche Werte: Nicht alle Eingriffe in die Natur dürfen erlaubt sein, lautet ein Grundsatz. So hält die CVP im Parteiprogramm klar fest, sie gegen die Anwendung der Präimplantations-Diagnostik (PID) ist. Bei diesen Verfahren werden Embryonen auf Gendefekte hin untersucht.
CVP hat die Meinung geändert
Doch in der CVP-Fraktion im Bundeshaus hat sich die Stimmung gewandelt. Die Fraktion hat sich gestern Abend für die PID ausgesprochen: Embryonen sollen in klar definierten Fällen auf Krankheitsgene hin untersucht werden dürfen. CVP-Ständerat Peter Bieri vertritt den klaren Entscheid: «Das heisst, Präimplantations-Diagnostik in ganz bestimmten Fällen ja, wenn eine schwere Krankheit vermutet wird.»
Erstaunlich ist: Eine starke Minderheit in der CVP will noch weiter gehen. Sie will umfassendere Tests am Embryo erlauben. Embryonen mit Trisomie 21 etwa könnten so im Labor aussortiert werden. Peter Bieri befürwortet auch diese Lockerung. Wenn schon solle man Tests möglichst früh machen, findet er: «Lieber eine Untersuchung im frühen Stadium als eine Abtreibung im dritten, vierten Monat.»
Es stellen sich Grundsatzfragen
Der konservative Flügel der CVP hält gar nichts von solchen Abwägungen. Ständerätin Brigitte Häberli etwa spricht sich aus Prinzip gegen Untersuchungen an Embryonen aus.
«Muss wirklich alles erlaubt werden, was möglich ist? Was machen wir mit diesen Embryonen? Sind sie nur Material? Das sind hier die Grundsatzfragen», sagt sie. Häberli möchte, dass PID verboten bleibt, wie es im Parteiprogramm steht.
Die Mehrheit der CVP-Fraktion aber sieht es anders. Somit dürfte der Ständerat nächste Woche die Embryonen-Tests erlauben. Es ist inzwischen gut möglich, dass der Rat die Tür weit aufstösst und umfassende Krankheitstests möglich macht – mit Hilfe von Stimmen auch von der Christlichdemokratischen Volkspartei.