Statt Briefe will die Schweizerische Post in Zukunft vermehrt Patientendaten transportieren. Das passe gut zum Postgeschäft, sagt Renato Gunc. Denn schliesslich gehe es auch hier darum, Informationen sicher von A nach B zu bringen – statt in Kuverts einfach elektronisch vom Hausarzt zum Spital vom Spital zum Pflegeheim und so weiter. Gunc leitet bei der schweizerischen Post den Bereich digitale Gesundheit, E-Health.
Die Kantone Genf, Waadt und Tessin hätten mit dem Patientendossier positive Erfahrungen gemacht, sagt Gunc. «Wir merken, dass die Akzeptanz in diesen Kantonen sehr hoch ist, da die Qualität durch die Vernetzung in der Behandlung massiv erhöht wurde.»
Bereits interessieren sich weitere Kantone für das Patientendossier der Post. Das Unternehmen wolle hier von seinen Erfahrungen in anderen Geschäftsbereichen profitieren, sagt Gunc. Denn: «Die Schweizerische Post geniesst grosses Vertrauen in der Bevölkerung.»
Ein rentables Geschäft
Die Post war bei der Entwicklung von Patientendossiers von Anfang an dabei. Vor ein paar Jahren kam die Swisscom dazu. Das Geschäft sei schon heute rentabel, heisst es dort. Stefano Sanintelli, der die Tochterfirma Swisscom Health leitet : «Wir haben ein wachsendes Geschäftsfeld. In den letzten drei Jahren haben wir von 40 Mitarbeitern auf 150 Mitarbeiter zugelegt.»
In Zukunft will die Swisscom noch mehr Geld verdienen mit elektronischen Patentendossiers, denn der Markt sei riesig: «Im ganzen Gesundheitswesen betragen die Informations- und Kommunikationskosten etwa zwei Milliarden Franken. Die Einsparungen, die durch die Digitalisierung gemacht werden, können in Informatiklösungen reinvestiert werden.»
Mit diesen Informatiklösungen wollen Post und Swisscom dreistellige Millionenbeträge umsetzen, sobald das Patientendossier schweizweit eingeführt ist. Sie wollen anschliessend das Patientendossier regelmässig weiterentwickeln.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Deshalb sei es gut, dass nicht der Bund sondern Unternehmen IT-Lösungen für Patientendossiers hervorgebracht haben, findet Jürgen Holm. Er leitet den Studiengang für Medizininformatik an der Fachhochschule Bern. Denn durch den Konkurrenzkampf entstünden bessere Produkte. «Wenn der Staat das übernehmen würde, dann hätte man sich nur auf die wichtigsten Elemente konzentriert. Es würden aber weitere Innovation fehlen.»
Schon heute bieten Swisscom und Post beim Patientendossier Zusatzdienstleistungen an. So können Leute im Patientendossier beispielsweise einen Organspendenausweis oder eine Patientenverfügung hinterlegen. Mit solchen zusätzlichen Angeboten würden Bürger motiviert, das Patientensystem auch zu nutzen.
Denn wie schon im Ständerat war auch heute im Nationalrat klar: Der Patient soll immer noch selber entscheiden können, ob seine Gesundheitsdaten elektronisch gespeichert werden dürfen.