Für die feierliche Umrahmung der Konstitution des Nationalrats und der Wahl des Ratspräsidiums war Markwalder gleich selber beteiligt: Vor der Wahl spielte sie gemeinsam mit Ratskolleginnen und –kollegen das Cello. Dem überparteilichen Streichquartett gehören auch Balthasar Glättli (Grüne/ZH) und Kathrin Bertschy (GLP/BE) mit der Geige sowie Maja Ingold (EVP/ZH) mit Bratsche) an. Das Quartett spielte Werke von Antonin Dvorák.
«Der Ton macht die Politik»
Christa Markwalder bedankt sich in allen vier Landessprachen «für das ausgesprochene Vertrauen». Sie freue sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit und nimmt Bezug aufs Streichquartett, in dem Nationalräte aus vier verschiedenen Parteien musizieren. Wie in der Musik gelte es auch in der Politik «den richtigen Ton zu treffen».
Aussenpolitisch gelte es, wieder geregelte Beziehungen zur EU herzustellen und gemeinsam Antworten auf die Migrationsströme und die schrecklichen Terrorismusattacken zu finden, sagte die neue Ratspräsidentin.
Die Antwort auf die Terroranschläge könne nur die Verteidigung der schweizerischen und zugleich europäischen Werthaltungen sein – «selbst wenn sie en détail differieren, im Grundsatz können und müssen wir alle dafür einstehen». Ihr Präsidialjahr stellt sie unter das Motto «Respekt».
Das Ratspräsidium übernimmt sie zu Beginn ihrer vierten Legislatur. Sie war bereits 2003 in den Nationalrat gewählt worden, im Alter von 28 Jahren.
Die Freisinnige weicht immer mal wieder von der Parteilinie ab, etwa in der Energiepolitik. In gesellschaftspolitischen Fragen gehört sie dem linken Flügel ihrer Partei an. Beruflich ist die Juristin für die Zurich Versicherung tätig.
Eher schlechtes Resultat
Mit 159 Stimmen erreichte Christa Markwalder ein vergleichsweise schlechtes Resultat. Die sogenannte Kasachstan-Affäre, die im Sommer für Schlagzeilen gesorgt hatte, kostete Markwalder einige Stimmen. 14 Stimmzettel waren leer, 2 ungültig und 12 Stimmen gingen an FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen.
Für die Nachfolge bzw. Stellvertretung von Markwalder bestimmte der Rat auch die beiden Vizepräsidenten. Mit 163 von 181 gültigen Stimmen wurde Jürg Stahl (SVP/ZH) zum ersten Vizepräsidenten gewählt. Dominique de Buman (CVP/FR) erhielt 107 von 133 gültigen Stimmen als zweiter Vizepräsident des Nationalrats.
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Bild 1 von 8. Christa Markwalder startet ihre politische Karriere im Alter von 24 Jahren im Stadtparlament von Burgdorf. 2002 zieht sie weiter ins Kantonsparlament – und drängt ausgerechnet Hans-Rudolf Markwalder aus dem Parlament – ihren Vater. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Im Jahr 2003 schafft Markwalder den Sprung in den Nationalrat. Auf dem freigewordenen Sitz im Kantonsparlament nimmt wieder ihr Vater Hans-Rudolf Markwalder Platz. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Innerhalb der FDP positioniert sich Markwalder im linken Flügel. Als Präsidentin der «Neuen Europäischen Bewegung Schweiz» setzt sie sich zudem von 2006-2014 für den EU-Beitritt der Schweiz ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 8. Markwalder ist nicht nur auf dem politischen Parkett auf Punkte aus: Als Präsidentin der Skigruppe der Bundesversammlung holt sie in der alljährlichen Parlamentarier-Skiwoche 2011 die Goldmedaille. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 8. FDP-Frau mit Eigensinn: Im Jahr 2008 äussert sie sich für die Legalisierung von Cannabis (Bild) und damit gegen die Parteilinie. Bei der Energiewende stimmt sie im Nationalrat als einziges FDP-Mitglied dem ersten Massnahmenpaket zur Energiestrategie zu. Auch ist sie gegen eine zweite Röhre am Gotthard. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Markwalder demonstriert im Frühjahr 2014 gegen die Masseneinwanderungsinitiative der SVP. Die Grundwerte des Rechtsstaates sind der Juristin ein besonderes Anliegen: «Volksinitiativen, welche die rechtsstaatlichen Prinzipien in Frage stellen, machen mir Bauchweh.» . Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Die «Kasachstan-Affäre»: Im Frühling 2015 wird publik, dass die Nationalrätin Antworten des Bundesrates zum Verhältnis zwischen der Schweiz und Kasachstan weitergegeben hat. Das Parlament verzichtet aber auf eine Strafe für die Verletzung des Komissionsgeheimnisses. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. Als Präsidentin des Nationalrates möchte Christa Markwalder eine substanzielle und respektvolle Debatte ermöglichen. Im ersten Jahr der Legislatur ist das eine besondere Herausforderung: «Einige brauchen Zeit, bis sie angekommen sind und merken, dass es nun nicht mehr um Wahlkampf geht, sondern darum, die Schweiz vorwärts zu bringen.». Bildquelle: Keystone.