SRF News: 97 zu 96 bei 1 Enthaltung – ein äusserst knapper Entscheid. Hat der Wahlausgang mit den neuen Kräfteverhältnissen zu tun?
Philipp Burkhardt, SRF-Bundeshausredaktor: Der überraschende Entscheid zeigt zweierlei: Die beiden Fraktionen von SVP und FDP, die seit den Wahlen am 18. Oktober im Nationalrat eine Mehrheit haben, können Vorlagen zu Fall bringen, wenn sie das möchten. Gleichzeitig ist die Mehrheit der beiden Rechtsparteien mit 101 Stimmen von 200 nur sehr knapp. Es hängt also extrem von der Disziplin der verschiedenen Fraktionen ab, welche Seite sich durchsetzt. Zum einen müssen Fraktionen geschlossen stimmen, um triumphieren zu können. SVP und FDP haben das heute Morgen geschafft. Und zum anderen fällt jede Abwesenheit ins Gewicht. Hätten auf der Verliererseite nicht wie heute drei Leute gefehlt – zwei von der SP, einer von der BDP – dann wäre das Resultat anders herausgekommen.
Hat man diese Situation in der ersten Session der neuen Legislatur öfters erlebt?
Nein, der letzte Tag der ersten Session hat zum ersten Mal Gelegenheit geboten für die Ratsrechte, ihre Macht zu demonstrieren. Daraus darf man nun allerdings nicht schliessen, dass die SVP- und FDP-Zusammenarbeit in den vergangenen drei Wochen nicht funktioniert hätte. In dieser Session standen im Nationalrat sonst ganz einfach keine weiteren Geschäfte auf der Traktandenliste, die für die Ratsrechte strategisch von grosser Bedeutung gewesen wären. In kommenden Sessionen kann das dann schon wieder ganz anders aussehen.
Welche unmittelbaren Konsequenzen hat der überraschende Entscheid?
Der Zulassungsstopp für Ärztinnen und Ärzte, der erstmals 2001 eingeführt und dann mehrere Male verlängert worden ist, läuft nun am 30. Juni des nächsten Jahres definitiv aus. Ab diesem Termin können Kantone nicht mehr verhindern, dass neue Arztpraxen eröffnet werden. Diese Situation hatten wir schon einmal: Schon per Anfang 2012 war der Zulassungsstopp vorübergehend aufgehoben worden. Damals hatte das zu einer massiven Zunahme von Spezialärztinnen und -ärzten geführt. Eine solche Situation führt wiederum zu höheren Gesundheitskosten und letztlich dazu, dass die Krankenkassenprämien weiter steigen.