Der Schulalltag hat sich in den letzten 10 Jahren massiv verändert. Früher, da haben die Lehrer am Morgen und am Nachmittag unterrichtet. Dazwischen sind sie Mittagessen gegangen.
Heute wird von den Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen mehr erwartet: Empfangszeiten am Morgen vor dem Unterricht, Betreuung beim Mittagstisch, Hausaufgabenhilfe am Nachmittag, sonderpädagogische Aufgaben und eine zeitaufwändige Mitarbeit im administrativen Bereich.
Ein neuer Berufszweig
Am Dienstag hat der Nationalrat entschieden , dass an Schweizer Schulen keine Zivildiensteinsätze stattfinden dürfen. Beat Zemp, Zentralpräsident des LCH (siehe Textbox), zeigt sich enttäuscht von diesem Ergebnis. Sollte der Ständerat dem Vorschlag ebenfalls eine Abfuhr erteilen, schlägt Zemp einen neuen Beruf vor: Der/die dipl. Schulassistent/In.
Vorbild sind die nordischen Staaten, in denen die Unterstützungsdienste für Schulen besser ausgebaut. So unterstützt zum Beispiel Gesundheitspersonal die Lehrpersonen. Zemp: «Ein einfaches Beispiel: Einem Kind muss über Mittag Insulin gespritzt werden. Beide Eltern müssen aber arbeiten. Ohne Gesundheitspersonal grenzt das bei uns fast an Fahrlässigkeit.»
Vorbehalte gegenüber Freiwilligen
Zwar gebe es in der Schweiz viele Freiwillige, die zum Beispiel den Mittagstisch koordinieren. Es gibt auch das Seniorenmodell . Zemp schätzt diese Hilfe, weist aber auch auf die Nachteile hin: «Als Lehrperson weiss man nie, ob man auch nächsten Monat auf die Hilfe des Freiwilligen zählen kann.»
Zivildienstleistende würden hingegen durch ihren mehrmonatigen Einsatz Kontinuität schaffen. Durch die Zivis, so Zemp, würden endlich wieder mehr Männer in der Schule sein. Wenn dieses Projekt allerdings nicht weitergeführt werde, müsse man den Beruf des Schulassistenten genauer ins Auge fassen.
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) wird also vielleicht bald Nachricht vom LCH erhalten. Je nachdem wie der Ständerat über den Vorschlag entscheidet. Gedanken hat sich Zemp schon gemacht. Der Schulassistent, so viel sei klar, habe keine pädagogischen Aufgaben zu verrichten. Es handle sich dabei um eine Berufslehre, die drei Jahre dauern kann. Eine Matura benötigen zukünftige Schulassistenten nicht.
Schulassistenten ähnlich herausgefordert wie Mechatroniker
Doch wird es wirklich genügend Interessenten für diesen neuen Beruf geben? Beat W. Zemp ist da optimistisch – verspricht sich einen gewissen Zulauf für diesen neuen Berufszweig. Ähnlich wie ein Mechatroniker in der Garage, würde auch ein Schulassistent überall mitwirken: im Hausdienst, in der Schulküche, im Büro und in der Klasse.
Das neue Bildungsangebot richtet sich in erster Linie an Lehrpersonen der Primarstufe – nur begrenzt an Sekundarlehrer und schon gar nicht an Lehrpersonen der Sekundarstufe II.