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Session Schnapsbrenner unter Druck

Wer aus Obst Schnaps brennt, soll dafür weniger Steuern bezahlen als für andere Spirituosen. Dies ist einer der Streitpunkte bei der Revision des Alkoholgesetzes. Die ungleiche Behandlung sorgt in der Alkoholbranche für Ärger.

Andreas Affentranger kämpft an vorderster Front für eine Steuererleichterung bei Obstbränden. Er ist Präsident des Schweizerischen Spirituosenverbandes. Schweizer Obstbrennereien, also jene die Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen oder Beeren zu Schnäpsen brennen, hätten im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz nicht gleichlange Spiesse, moniert Affentranger.

Ein Mann hält in einer Kleinbrennerei ein Gläschen Schnaps in die Kamera, im Hintergrund die Brennhäfen.
Legende: Schweizer Produzenten von Obstbränden kämpfen mit ausländischer Konkurrenz. Keystone

«Nur noch Folklore»

Ohne Steuererleichterungen werde Brennerei um Brennerei verschwinden, oder die Obstbrände aufgeben, ist er überzeugt: «Das Brennerwesen in der Schweiz wird nur noch Folklore sein.»

Die Konkurrenz in Deutschland und Österreich habe einen preislichen Vorteil, weil diese Länder ihre Brennereien durch Steuerrabatte schützen würden, so Affentranger weiter. Er ist Besitzer der grössten Obstbrennerei der Schweiz, der Distillerie Willisau. In der Tat kennen Deutschland und Österreich entsprechende Steuererleichterungen. Allerdings sind diese beschränkt auf Kleinstbrennereien und gelten nicht für die ganze Branche.

Grosser bürokratischer Aufwand

Auch bei der Seeländer Brennerei Matter-Luginbühl verfolgt man die heutige Parlamentsdebatte genau. Oliver Matter ist nicht grundsätzlich gegen Steuererleichterungen für Schweizer Fruchtbrände. Der Ansatz sei sehr gut: «Es geht darum, einheimische Kulturen zu schützen.»

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Allerdings glaubt er nicht daran, dass die vom Ständerat eingebrachte sogenannte Ausbeutesteuer umsetzbar ist. Zu gross sei der bürokratische Aufwand, weil damit nicht alle Produkte gleich besteuert würden. Matter steht deshalb hinter dem bundesrätlichen Vorschlag. Dieser sieht keine Steuererleichterungen vor, dafür für alle deutlich weniger Bürokratie.

Ungerechte Ausnahmeregelung

Auch Stefan Mägli ist von den vorgeschlagenen Steuererleichterungen nur für Obstbrände wenig begeistert. Für den Geschäftsführer der Appenzeller Alpenbitter AG wäre diese Ausnahmeregelung schlicht ungerecht. Denn nur die Hälfte der Produzenten würde von den 30 Prozent Steuererleichterungen profitieren. Die andere Hälfte aber ginge leer aus. So auch sein Unternehmen, das selber keine Obstbrände herstellt.

Zudem ist Mägli davon überzeugt, dass diese Art von Heimatschutz nicht die gewünschte Wirkung haben wird. Weder die Obstproduzenten noch die Brennereien hätten am Ende mehr Geld in der Tasche – sondern die Käufer im Laden, weil der Schnaps in den Läden über kurz oder lang billiger würde.

Für den Konsumenten wäre dies im Grunde erfreulich. Doch der Alkohol würde so auch wieder erschwinglicher, auch für Jugendliche. Und genau diese möchte man mit der Revision des Alkoholgesetzes ja eigentlich besser vor übermässigem Konsum schützen.

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