Anfang Jahr entbrannte an den Freiburger Schulen eine heftige Sexismus-Debatte. Jetzt zeigt sich: Die Vorwürfe waren nicht aus der Luft gegriffen.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte eine 16-jährige Schülerin am Kollegium Gambach. Sie erschien zum Unterricht ohne BH, dafür kassierte sie von ihrem Lehrer einen Rüffel.
Nachdem das Freiburger Frauenstreik-Kollektiv den Vorfall öffentlich gemacht hatte, meldeten sich in den sozialen Medien innert wenigen Tagen über 300 Frauen, die von sexistischem Verhalten ihrer Lehrer berichteten.
Er legte seinen Arm um mich und versuchte mich zu küssen.
Dort berichteten Schülerinnen Erlebnisse wie dieses: «Er legte seinen Arm um mich und versuchte mich zu küssen.» Oder: «Er nannte uns Mädchen kleine Schlampen.» Beim Freiburger Frauenstreik-Kollektiv hiess es damals, es habe Meldungen aus praktisch allen Schulen im Kanton Freiburg erhalten. Viele der Vorwürfe betrafen die Berufsfachschule für Gestaltung (eikon). Deshalb hat die Volkswirtschaftsdirektion eine Administrativuntersuchung angeordnet. Drei Lehrpersonen und der Direktor wurden präventiv suspendiert.
Sexuelle Belästigung durch zwei Lehrpersonen
Während der Untersuchung wurden über fünfzig Lernende, ehemalige Lernende und Mitarbeitende befragt. Nun teilt die Volkswirtschaftsdirektion Freiburg mit, dass zwei der angeschuldigten Lehrpersonen entlassen werden. Es habe sich gezeigt, «dass es zu unangemessenem Verhalten gekommen ist, das teils als sexuelle Belästigung gewertet wird». Dies stelle ein schweres berufliches Fehlverhalten dar, so die Freiburger Volkswirtschaftsdirektion in ihrer Mitteilung.
Dies stellt ein schweres berufliches Fehlverhalten dar.
Anders sieht es beim Direktor und bei der dritten suspendierten Lehrperson aus: Diese können «von jeglichem Verdacht im Zusammenhang mit den Anschuldigungen über unangemessenes Verhalten» entlastet werden.
Der Direktor zieht Konsequenzen
Dennoch tritt Direktor Nicolas Stevan zurück. Für ihn sei die Wiederaufnahme der Schulleitung nicht mehr möglich, heisst es in der Medienmitteilung.
Nun stellt sich die Frage, ob die Massnahmen an der Berufsfachschule für Gestaltung die einzigen bleiben. Denn die Vorwürfe betrafen auch diverse andere Schulen im Kanton Freiburg. «Weitere Untersuchungen oder gar Freistellungen von Lehrpersonen sind bis jetzt nicht bekannt», sagt Oliver Kempa, SRF-Korrespondent in Freiburg.
Sensibilisierungskampagne soll helfen
Immerhin: Die Volkswirtschaftsdirektion teilt mit, sie habe das Amt für Berufsbildung beauftragt, zur Prävention und Weiterbildung eine Sensibilisierungskampagne an seinen Berufsfachschulen zu organisieren. Diese soll sich an Auszubildende sowie Lehrpersonen richten.