In Österreich sorgen Aussagen von früheren Skirennfahrerinnen für Furore. Demnach kam es in den 1970er-Jahren im österreichischen Skiteam zu teils massiven sexuellen Übergriffen – nicht nur durch Trainer- und Betreuer, sondern auch durch Teamkollegen.
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Alle hätten weggeschaut, und es sei damals unmöglich gewesen, darüber zu reden oder gegen die Täter vorzugehen, sagten zwei Betroffene gegenüber dem Wiener «Standard». «Man ist schlafen gegangen, und plötzlich ist einer neben dir gelegen», wird eine der damals jungen Skirennfahrerinnen in dem Blatt zitiert. Das sei quasi der Normalzustand gewesen.
Sexualisierte Gewalt im Sport ist verbreitet
Zwar dürften sich die Zustände inzwischen etwas entschärft haben. Doch sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch gegenüber Kindern und Jugendlichen im Sport kommen immer noch viel zu oft vor.
Laut einer Umfrage der Universität Ulm in Deutschland berichten 37 Prozent der Befragten von Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt im Sport. 11 Prozent hätten sogar schwere körperlich sexualisierte Gewalt oder länger andauernde Übergriffe erfahren, sagt Bettina Rulofs von der Deutschen Sporthochschule Köln.
«Einige Fälle» in der Schweiz pro Jahr
Auch in der Schweiz kennt man das Problem von Übergriffen im Sport: «Das Bewusstsein ist gewachsen, dass sexuelle Übergriffe für Jugendliche im Sport eine reale Gefahr darstellen», sagt Adrian von Allmen von Swiss Olympic. Er leitet seit 2005 das Programm «Keine sexuellen Übergriffe im Sport» des olympischen Verbands.
Im Gespräch mit SRF sagt er, seine Stelle werde «mit mehreren Fällen pro Jahr» konfrontiert. Eine unbekannte Anzahl weiterer Übergriffe würden direkt von den Fachstellen in den Kantonen bearbeitet. Eine verlässliche Statistik über die Anzahl der gemeldeten einschlägigen Vorfälle im Sport gebe es aber nicht.
Nicht immer ist es der Trainer
Von Allmen betont, dass die Gefahr von sexuellen Übergriffen auf Kinder und Jugendliche keineswegs nur von pädophilen Trainern oder Betreuern ausgehe. «Mehr als die Hälfte der sexuellen Übergriffe geschehen unter Gleichaltrigen.» Dies berichte auch die frühere österreichische Skirennfahrerin im «Standard».
Seine Beratungsstelle müsse den Sportvereinen deshalb nicht nur die Möglichkeit von pädosexuell motivierten Szenarien bewusst machen, sondern sie auch für auffälliges Verhalten unter den Jugendlichen selber sensibilisieren.
Ausbildung von Trainern und Betreuern
Im Rahmen des Programms «Keine sexuellen Übergriffe im Sport» würden deshalb zusammen mit Jugend und Sport in speziellen Schulungsmodulen die Sportleiter ausgebildet. Ziel sei dabei sowohl die Vermittlung eines natürlichen Umgangs mit Kindern was Nähe und Distanz betreffe, als auch mögliche präventive Massnahmen gegen sexuelle Übergriffe.
Insgesamt habe das Sensibilisierungsprogramm dazu geführt, dass in der Schweiz heute offener über das Thema gesprochen werde, als noch vor ein paar Jahren, sagt von Allmen.
Das Programm sieht acht Massnahmen vor, für welche die Vereine sensibilisiert werden. Konkret werde vermittelt, wie Vereinsverantwortliche auf mögliche Vorfälle unmittelbar reagieren sollen, aber auch, dass sie sich danach umgehend an spezialisierte Stellen wenden sollen, um sich unterstützen zu lassen.