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Sinkendes Interesse Wozu Sprachen oder Geschichte studieren?

Das Interesse an bestimmten klassischen Fächern an Schweizer Unis sinkt. Einen schweren Stand haben insbesondere die Sprachen. Die Verantwortlichen wollen nun Gegensteuer geben, wie Recherchen von Radio SRF zeigen.

Nach Boom-Jahren der Sozial- und Geisteswissenschaften sinkt das Interesse an gewissen Fächern seit rund zehn Jahren. Am deutlichsten eingebrochen ist das Interesse bei den modernen Sprachen Europas mit 49 Prozent, um 28 Prozent bei den Deutschen Sprach- und Literaturwissenschaften und um je rund 20 Prozent bei Geschichte, Sozialarbeit und Ethnologie, wie neuste Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen.

Bei der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) stellt Generalsekretär Beat Immenhauser fest, dass der Wert dieser Studienfächer in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit infrage gestellt werde.

Ein geistes- oder sozialwissenschaftliches Studium ist alles andere als brotlos.
Autor: Beat Immenhauser Schweizerische Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften

Das sei ungerechtfertigt, betont Immenhauser: «Ein geistes- oder sozialwissenschaftliches Studium ist alles andere als brotlos. Wie Studien gezeigt haben, sind Absolventinnen und Absolventen nach einem Jahr in den Arbeitsmarkt integriert.» Die Akademie will die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit nun verändern und plant eine Kampagne.

Als Vorbild könnte die Kampagne «Geschichte studieren» dienen, die seit Sommer online und in sozialen Medien mit einem Budget von 60'000 Franken läuft. Für Kampagnenleiter Flavio Eichmann, Generalsekretär der Schweizer Gesellschaft für Geschichte, war klar: «Nichtstun ist keine Option.» Denn das Interesse an Geschichtswissenschaften sinke. Zudem würden die ETH und Fachhochschulen offensiv Werbung machen. Und die Mint-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – würden seit Jahren gefördert.

Ungebrochenen Zulauf verzeichnet beispielsweise die ETH. Präsident Joël Mesot erklärt dazu: «Wir bieten Ingenieur- und Naturwissenschaften und wir wissen, dass die Jungen in Krisenzeiten eher in diese Richtungen gehen.»

Weniger Studierende, weniger Geld

Die Studienbereiche werden auch an den Studienzahlen gemessen. Weniger Studierende bedeuten somit auch weniger finanzielle Mittel. Es geht also nicht nur um mehr Sichtbar- und Aufmerksamkeit für die Geistes- und Sozialwissenschaften in der Öffentlichkeit, sondern auch um Geld innerhalb der Institute und Universitäten sowie unter den Hochschulen.

Sitzreihen und Klapptische in einem leeren Vorlesungssaal der Uni Zürich
Legende: Leere Plätze und leere Portemonnaies? Das wollen die Sozial- und Geisteswissenschaften verhindern. Keystone/Petra Orosz

In diesem Jahr entscheidet das Parlament über die Höhe der Bundesgelder für die Forschung der nächsten Jahre. Die Hochschulen und ihre Fachbereiche bringen sich in Stellung.

Geplante Positionierung

Unsicherheit, Mint-Förderung, wenig sichtbare Geistes- und Sozialwissenschaften und erstarkte Fachhochschulen mit einem breiten Angebot: Das sind mögliche Erklärungen für das sinkende Interesse an den Sozial- und Geisteswissenschaften.

Die Zahlen des BFS

Bis im Herbst die neuen Studiengänge an Unis, Fachhochschulen und ETH starten, wollen sich die Geistes- und Sozialwissenschaften so positionieren, dass junge Menschen und ihre Eltern wissen, was sie erwarten können.

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