Vor 24 Jahren: Schliessung des Letten
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Bild 1 von 13. Ende 70er-Jahre entstehen erste offene Drogenszenen in Zürich (Niederdorf, Platzspitz, Letten) und in Bern (Kleine Schanze, Kocherpark). Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 13. Nach der Sperrung des Platzspitzes im Februar 1992 verlagert sich die Szene flussabwärts zum Letten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 13. Seit Anfang der 1990er-Jahre verfolgt der Bundesrat die sogenannte Vier-Säulen-Strategie von Prävention, Therapie, Schadensverminderung und Repression – ein Mittelweg zwischen Repression und Freigabe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Der Drogenumschlagplatz steht damals unter ständiger Beobachtung. Über Zürich und seine offene Drogenszene berichten die Medien weltweit. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Im Milieu tobt unter den Drogendealern ein massiver Konkurrenz-Kampf. Der Grammpreis für Heroin bricht in dieser Zeit von 400 auf 100 Franken ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Zwischen 1992 und 1994 beginnen erste Projekte mit einer ärztlich kontrollierten Drogenabgabe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Eine Szene vom Juni 1993: Sonnenbaden mit Ausblick. Während man auf der einen Seite der Flusses die Sonne geniesst, herrschte auf der anderen Seite reges Treiben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. Tod durch die Nadel – oder beinahe. Nicht selten müssen Sanitäter in Not helfen... Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. und auch Nonnen stehen den Drogenabhängigen zur Seite. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 13. Am 14. Februar 1995 schliesst die Stadt das Gebiet am oberen Letten. Die Abhängigen weichen auf die verschiedenen neu geschaffenen Anlaufstellen und in das Langstrassenquartier aus. Die Bilder einer offenen Drogenszene gehören fortan der Vergangenheit an. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 13. Bis 1996 werden bei über 1000 Abhängigen Versuche mit der ärztlich kontrollierten Abgabe von Heroin, Morphin und Methadon durchgeführt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 13. Heute ist die Letten-Gegend ein Entspannungsort, vor allem im Sommer. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. Und so sieht ein Fixerstübli aus: Es ermöglicht den Drogensüchtigen ihren Stoff sauber und stressfrei zu konsumieren. Bildquelle: Keystone.
SRF News: Warum sind Sie in Sachen Drogenpolitik immer noch so aktiv?
Ruth Dreifuss: Ich habe in der Schweiz und in Zusammenarbeit mit Ländern, die in den 1980er- und 1990er-Jahren auch nach neuen Lösungen gesucht haben, viele Erfahrungen gesammelt. Diese Erfahrungen sind immer noch gefragt. Ausserdem finde ich, dass das Drogenproblem oft einen Symbolcharakter hat – für diskriminierte Gruppen, für eine Sicht der Gesellschaft auf Menschen, die man als weniger wertvoll betrachtet. In diesem Sinne ist es immer noch ein Gebiet, in dem man gegen Diskriminierung kämpfen muss.
Wir waren als erstes Land sehr aktiv in der Verteilung von sauberen Spritzen.
Wie kann die Schweizer Drogenpolitik mit dem Vier-Säulen-Modell international ein Vorbild sein? Ist es das Modell selber oder der politische Prozess, den sie als Bundesrätin anführten?
Es ist beides. Die Schweiz nimmt eine Pionierrolle in der Drogenpolitik ein. Das weltweit erste Fixerstübli, wie man das nannte, ist während der 1980er-Jahre in Bern erfunden worden. Auch die ersten Tests von Substanzen sind eine Schweizer Erfindung. Damit konnte man nun analysieren, welche Drogen auf dem Markt sind und welchen Gefahren man dadurch ausgesetzt ist. Wir waren auch als erstes Land sehr aktiv in der Verteilung von sauberen Spritzen und bei der Gewährleistung des Zugangs zu medizinischer und sozialer Unterstützung. Diese Massnahmen werden in anderen Ländern immer noch diskutiert und auch eingeführt. Man schaut immer noch auf die Schweiz und jene Länder, die nach uns dasselbe System eingeführt haben.
Am wichtigsten war, dass die Bevölkerung informiert wurde.
Aber auch der Prozess war wichtig. Am Wichtigsten war, dass in der Schweiz einerseits eine politische Diskussion stattgefunden hat. Und andererseits dass die Bevölkerung informiert wurde über die Drogenthematik – etwa aufgrund von Pilotprojekten und von wissenschaftlich erkundeten Tatsachen.
Und warum, denken Sie, hat das funktioniert?
Weil die Zusammenarbeit zwischen der Polizei, Medizin und Sozialarbeit von Wohlwohllen geprägt war. Jeder hat den anderen gut verstanden und niemand wollte Massnahmen verhindern. Nehmen wir ein Beispiel: In Genf gibt es den «Quai9». Ein ruhiger Ort, wo man mit medizinischer und sozialer Betreuung Drogen konsumieren kann. Die Polizei weiss, dass das ein Ort ist, den man schützen sollte. Und dass er nicht dazu da ist, um Menschen zu verhaften oder ihnen das Leben schwer machen.
Betäubungsmittel-Kommission der UNO
Das Gespräch führte Walter Müller.