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«Sitz, mach Platz!» Wer sich in Basel einen Hund zulegt, muss wieder in einen Kurs

Seit der Bund die Hundekurs-Pflicht strich, gibt es in Basel mehr Probleme. Nun nimmt der Kanton Haltende an die Leine.

Viele Schwänze wedeln aufgeregt, bevor es losgeht an diesem Kurstag in Basel auf dem Gelände eines Hundesportvereins. Dann dürfen die Halterinnen und Halter mit ihren Tieren nacheinander auf das eingezäunte Feld, um zu üben.

Zuerst kommt immer der Mensch und nachher der Hund.
Autor: Nicole Wölfli Kursleiterin Dressurverein Basel Hundesport

Dabei stellt Kursleiterin Nicole Wölfli bei der Probelektion klar: «Schon beim Eingang kommt immer zuerst der Mensch und nachher der Hund. Damit nicht der Hund meint, das sei sein Revier.»

Hunde in Kurs
Legende: Spielen ja, beissen nein – und immer den Ruf der Halterin oder des Halters befolgen. (Archivbild) Keystone/Gaetan Bally

Zentrales Kursziel ist das sogenannte Abrufen: Haltende müssen in unterschiedlichsten Situationen in der Lage sein, ihren Hund durch Zuruf zu sich zu holen. Das müsse auch bei Ablenkung durch Menschen und andere Hunde funktionieren, sagt Wölfli. Ebenfalls zu lernen sind konfliktfreie Begegnungen mit anderen Hunden.

Doppelt so viele Bissopfer nach Bundes-Liberalisierung

Klare Regeln für Hunde, aber auch für deren Haltende haben sich aufgedrängt: Nachdem der Bund das nationale Obligatorium für Hundekurse 2016 aufgegeben hatte, nahm in Basel-Stadt nicht nur die Zahl der Hunde um 30 Prozent zu, sondern auch die Zahl gebissener Menschen verdoppelte sich, ebenso die Zahl gravierender Verletzungen.

Deshalb entschied Basel-Stadt im letzten Juni, eine Kurspflicht auf kantonaler Ebene wieder einzuführen. Diese gilt nun ab 1. April 2025 für alle, die erstmals einen Hund halten. Verlangt werden im «Basiskurs Mensch & Hund Basel-Stadt» acht Praxis-Lektionen mit einigen theoretischen Elementen bei anerkannten Kursleitenden.

Hundegruppe auf Wiese
Legende: Hunde können in Kursen auch lernen, friedlich miteinander auszukommen. (Archivbild) Keystone/Olivier Maire

Die Kurse in Basel-Stadt sind innert Jahresfrist zu absolvieren. Eine Prüfung braucht es nicht. Aber wer dabei unangenehm auffällt, kann zu Einzellektionen aufgeboten werden. Wenn auch das nicht reicht und Probleme drohen, kann das Veterinäramt den Hund wegnehmen.

Viele Hundehalter kennen das Einmaleins nicht.
Autor: Teilnehmerin einer Hundekurs-Probelektion

Eine Teilnehmerin an der Probelektion lobt die Kurspflicht als «sehr gute Idee». Sie treffe unterwegs oft auf andere Hundehaltende, die ihr Tier nur ungenügend im Griff hätten: «Ich muss immer wieder feststellen, dass viele das Einmaleins nicht kennen.» Ein anderer Teilnehmer hofft, dass manche auch später in die Hundeschule gehen und mit ihrem Hund weiter arbeiten.

Die Kurspflicht sei ein Signal für Hundefreunde, dass es mit der Anschaffung noch lange nicht getan ist, sagt auch Guido Vogel, Leiter der Tierschutzfachstelle im Basler Veterinäramt. Man werde sich künftig schon vorher mehr Gedanken machen. «Das ist sicher auch für den Tierschutz sehr wichtig, dass man sich das gut überlegt.»

Keine Hundekurs-Pflicht nebenan im Baselbiet

Auch im benachbarten Baselbiet gab es nach der Abschaffung der Hundekurs-Pflicht beim Bund ein Viertel mehr Vorfälle. Die kantonale Tierärztin Marie-Louise Bienfait empfiehlt denn auch allen, eine Hundeschule zu besuchen. Aber eine Pflicht für Ersthunde hält sie nicht für zielführend.

Diese erfasse zum Beispiel jene nicht, die sich nach einem unproblematischen Zwergpudel später eine grosse Deutsche Dogge zulegen und dieser schon nur körperlich nicht gewachsen sind. So etwas könne auch erfahrene Halterinnen und Halter überfordern.

Für mich ist das eine Art Scheinsicherheit.
Autor: Marie-Louise Bienfait Kantonstierärztin Basel-Landschaft

«Für mich ist das eine Art Scheinsicherheit, die der Staat garantieren soll, aber auch der Staat hat keine Glaskugel», warnt Bienfait. Daher griffen die Baselbieter Behörden dann ein, wenn es mit einem Hund einen Vorfall gebe. Wer seine Eigenverantwortung nicht wahrnehmen, solle gezielt mit Massnahmen belegt werden.

Regionaljournal Basel Baselland, 6.2.2025, 17:30 Uhr ; 

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