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Skitourenunglück im Wallis «Die Tragödie läuft bei jedem Training mit»

Ein Team der Patrouille des Glaciers erzählt, wie sich das Skitourenunglück im Wallis auf die Trainings ausgewirkt hat.

Das Skitourenrennen Patrouille des Glaciers ist eines der strengsten und höchsten der Schweiz. Am Dienstagabend geht es los, dann starten die ersten der 1600 Teams jeweils in Dreiergruppen. In einem dieser Teams läuft Kilian Frankiny mit, als Schlussmann einer Seilschaft.

Der Radprofi Kilian Frankiny.
Legende: Der ehemalige Radprofi Kilian Frankiny ist an der diesjährigen Patrouille des Glaciers zum ersten Mal am Start. SRF

Der Walliser ist vor zwei Jahren als Radprofi vom Spitzensport zurückgetreten. Nun wagt er sich an die Patrouille des Glaciers – von Zermatt nach Verbier. «Als Walliser muss man sie ja mindestens einmal gemacht haben.» Zudem sei es ein Ansporn gewesen, gemeinsam einen schönen Winter zu erleben und diese Strecke zu schaffen.

Als Walliser muss man sie ja mindestens einmal gemacht haben.
Autor: Kilian Frankiny Teilnehmer Patrouille des Glaciers

Seit Monaten trainieren die drei Skitourenläufer für die Patrouille des Glaciers. Mittlerweile haben sie rund 50'000 Höhenmeter in den Beinen. Aber die Sportler sind sich auch der Risiken am Berg bewusst. Wie verheerend diese Risiken sein können, zeigte sich anfangs März.

Die Tragödie läuft bei jedem Training mit

Sechs Menschen waren beim Training für die Patrouille des Glaciers auf der Originalstrecke zwischen Zermatt und Arolla in einen Sturm geraten. Es folgte eine grosse Such- und Rettungsaktion auf der Tête Blanche auf über 3500 Metern über Meer. Die traurige Bilanz: Fünf Männer erfroren, eine Frau wird immer noch vermisst.

Spuren am verschneiten Berg Tête Blanche
Legende: Sechs Menschen sind im März 2024 bei einer Skitour am Tête Blanche ums Leben gekommen. Sie trainierten für die Patrouille des Glaciers. Kantonspolizei Wallis

Seither laufe der Gedanke an diese Tragödie bei jedem Training mit, so der Radprofi. Sie seien eher zurückhaltend gewesen, sagt sein Team-Kollege André Rieder.

Über die Ostertage hätte Kilian Frankiny mit seinen zwei Kollegen eine grössere Tour machen und in Berghütten übernachten wollen. Aufgrund des Wetters hätten sie die Tour dann jedoch abgesagt.

Patrouille des Glaciers – die Geschichte

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Die Patrouille des Glaciers wurde während des Zweiten Weltkrieges lanciert. Die Truppen sollten ihre Einsatzfähigkeit im Hochgebirge beweisen. Es war eine rein militärische Veranstaltung; für General Guisan ging es um die Verteidigung der freien Schweiz.

1943 fand die erste Patrouille des Glaciers statt, aber bereits 1949 kam es zum vorübergehenden Aus. Eine Patrouille stürzte in eine Gletscherspalte und konnte nur noch tot geborgen werden. Daraufhin verbot die Armeeführung die Patrouille des Glaciers.

1984 folgte dann die Neuauflage: nicht mehr nur für Armeeangehörige, sondern auch für Zivilisten. Ab 1986 dann auch Frauen.

Organisiert wird die Patrouille des Glaciers von der Stiftung Patrouille des Glaciers in Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee.

Der ehemalige Profisportler Kilian Frankiny hat grossen Respekt vor dem Wettkampf im Hochgebirge. In den Trainings hätten sie jeweils 2500 Höhenmeter absolviert, im Wettkampf auf der sogenannten grossen Patrouille von Zermatt nach Verbier sind es dann aber knapp 4000. Die kleine Patrouille führt von Arolla nach Verbier.

Diese zusätzlichen Höhenmeter, der Start mitten in der Nacht, die Ernährung, wenn man elf oder zwölf Stunden unterwegs ist, all das bringe viel Ungewisses mit, so Kilian Frankiny. «Aber mit André haben wir einen im Team, der die Patrouille bereits dreimal gemacht hat und uns durch die Nacht führen wird.»

Der Routinier weiss, was kommt

André Rieder ist der Routinier der Gruppe. Er weiss, was auf die Neulinge zukommt. Das schönste sei das Erreichen der Gipfel wie der Rosablanche: «Als ich die Patrouille das erste Mal gemacht habe, sind mir die Tränen gekommen.» Und dann der gemeinsame Zieleinlauf, das sei etwas vom Schönsten, so André Rieder.

«Absolute Sicherheit gibt es nicht»

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Für die aktuelle Ausgabe stehen 1600 Armeeangehörige im Einsatz. Die Verantwortung trägt erstmals der Brigadier Christian Sieber. «Wir machen alles für die Sicherheit, sie hat oberste Priorität.»

Jede Patrouille könne via Tracker verfolgt werden, im Notfall könne man mit den Teams kommunizieren. An den wichtigen Orten seien Rettungsposten platziert. Und falls es Evakuierungen und Rettungseinsätze brauche, habe man Unterstützung aus der Luft.

«Absolute Sicherheit gibt es nicht, aber wir machen alles, was aus menschlicher und technischer Sicht möglich ist», sagt Brigadier Christian Sieber.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 15.4.2024, 17:30 Uhr

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