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Skitourenunglück im Wallis Sprecher Bergführerverband: «Ich hätte auch eine Tour gestartet»

Eine Skitourengruppe war auf der Haute Route zwischen Zermatt und Arolla unterwegs, als sie in einen Sturm geriet und verunglückte. Fünf Personen wurden tot aufgefunden, eine wird noch vermisst. Das Wetter kann auf einer Tour zu einem entscheidenden Faktor werden. In den Bergen lauerten einerseits subjektive und andererseits objektive Gefahren, erklärt Pierre Mathey, Mediensprecher des Schweizer Bergführerverbands.

Pierre Mathey

Geschäftsführer Schweizer Bergführerverband SBV

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Mathey ist Geschäftsführer und Mediensprecher des Schweizer Bergführerverbands SBV und selbst Bergführer.

SRF News: Wie risikoreich ist die Strecke?

Pierre Mathey: Die Strecke ist der erste Teil der Patrouille des Glaciers (PDG). Die PDG ist ein berühmtes Skitourenrennen und ein klassischer Weg der Haute Route Chamonix-Zermatt. Grundsätzlich ist sie nicht so riskant. Aber es handelt sich um einen Aufstieg über 2000 Meter. Die Dauer des Aufstiegs beträgt circa sechs Stunden bei einer geführten Tour. Es ist eine anstrengende Tour.

Bergretter und Hubschrauber bereiten sich auf den Flug zum Berg Tete Blanche in den Schweizer Alpen vor.
Legende: Pierre Mathey spricht von einer «menschlichen Katastrophe». «Ich bin tief in Gedanken bei den Familien der Opfer und ihren Angehörigen.» Keystone/APA/POLIZEI VS (10.03.2024)

Ein Rettungsteam hat die fünf verstorbenen Personen auf über 3000 Metern Höhe gefunden. Wie exponiert ist man auf dieser Höhe?

Im Hochgebirge ist man dem schlechten Wetter und Wind ausgesetzt. In den Bergen gibt es einerseits subjektive Gefahren, die sich aus den Teilnehmenden der Gruppe ergeben. Andererseits gibt es objektive Gefahren, wie zum Beispiel Gletscherspalten oder die im Winter allgegenwärtige Lawinengefahr. Am Samstag und Sonntag hatten wir die Lawinengefahr zwischen Stufe drei (erheblich) und vier (gross).

In der Theorie sollte man genügend früh eine Entscheidung treffen.

Eine Gefahr sind auch die Wetterbedingungen mit Windstärke, sowie schnelle und nicht immer rechtzeitig vorhersehbare Verschlechterungen. Das ist in den Bergen sehr schwierig, rechtzeitig einzuschätzen.

Wie gross ist die Gefahr, dass man das Wetter in solcher Höhe unterschätzt?

Das ist sehr schwierig zu sagen. Am Samstag hätte ich persönlich auch eine Tour in Zermatt gestartet, denn das Wetter war nicht so schlecht. Letztendlich werden die Entscheidungen von den Männern und Frauen in eigener Verantwortung und unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Kenntnisse getroffen.

Wie könnte man als Skitourengruppe auf dieser Höhe reagieren oder sich schützen, wenn man merkt, man ist in Gefahr?

In den Bergen ist der Faktor Mensch extrem wichtig. Wie gut oder schlecht kann man am Schluss entscheiden? In der Theorie sollte man genügend früh eine Entscheidung treffen. Zum Beispiel, wenn sich das Wetter verschlechtert: zurückkehren oder sich schützen? Aber das ist Theorie. Entscheidend ist dann die Praxis.

Das Gespräch führte Tim Eggimann.

SRF 4 News, 11.03.2024, 10:39 Uhr ; 

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