2500 Gartenzwerge hinterliess Fritz Friedmann seinen beiden Kindern. Es ist das Erbe des selbst ernannten Nanologen, denn: Friedmann widmete sich während Jahrzehnten der «Wissenschaft der Gartenzwerge».
Die lustigsten Sachen behandelt man mit dem grössten Ernst – das beruht auf dem Prinzip der Basler Fasnacht.
«Die Nanologie beruht auf dem Prinzip der Basler Fasnacht», sagte Fritz Friedmann in den 1990er-Jahren gegenüber dem Regionaljournal Basel von Radio SRF. «Die lustigsten Sachen behandelt man mit dem grössten Ernst.»
Viele der Zwergenfiguren sind über 100 Jahre alt, handgefertigt und -bemalt. Sie stammen aus Gartenzwerg-Manufakturen in Deutschland und der Schweiz.
Die Idee, Gartenzwerge nicht bloss als Kitsch, sondern als kulturelle Spiegelbilder zu betrachten, war für Friedmann mehr als ein Gag.
Bereits 1980 trat er mit seiner Zwergensammlung an der Grün 80 auf – der Schweizerischen Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau. Es war der erste grosse öffentliche Auftritt der Nanologie.
An der Gartenausstellung wurde der sogenannte «Hang der Gartenzwerge» aufgebaut und echte Wissenschaftler zu Symposien eingeladen – um mit einem Augenzwinkern über die Welt der Zwerge zu diskutieren.
Seither war Friedmann mit seinen Zwergen in Ausstellungen, Fernsehbeiträgen und Radiosendungen präsent – stets mit rotem Zipfelhut und grünem Schurz.
Auch wenn Friedmanns Sohn David mit dem riesigen Zwergenerbe etwas überfordert ist, hat er seine Lieblinge unter der grossen Zwergenschar: Musikanten. «Da gibts sogar Dirigenten», sagt er. «Leider hat er seine Musiker verloren – die sind alle schon verkauft.»
Auch obszöne Zwerge, die die Hosen runterlassen oder spannen, gibt es in der heilen oder eben doch nicht ganz so heilen Welt der Gartenzwerge. Nanologe und Sammler Fritz Friedmann nannte sie stets die «Pfui-Zwerge».
Zwerginnen hatte Vater Friedmann keine. Das gebe es nicht, sagte er in einer SRF-Sendung in den 1980er-Jahren. Es sei die «natürlichste Sache der Welt», dass es nur männliche Gartenzwerge gebe. Die Zwerge seien vielleicht grade deshalb so «glücklich, friedlich, freundlich und beständig», mutmasste er gar.
Nach dem Tod des Vaters standen die 2500 Zwerge jahrelang in Kartonschachteln auf dem Estrich einer Genossenschaftswohnung. «Wir haben keinen Platz mehr», sagt David Friedmann. «Ich glaube, mein Vater hätte mehr Freude, wenn die Zwerge jetzt draussen sind – bei Leuten, die sie pflegen.»
Etwa 30 Zwerge hat David noch im eigenen Garten. Ein Fan wie seine Eltern sei er aber nicht. Der Verkauf sei auch ein Abschluss.
Solange noch Zwerge auf neue Besitzer warten, trägt David Friedmann die Zipfelkappe seines Vaters. Doch wenn das letzte Exemplar ein neues Zuhause gefunden hat, darf auch die Mütze in den Ruhestand – zusammen mit einer der wohl eigenwilligsten Sammlungen der Schweiz.