«Deutsch, English, Français? Hi, I’m the Ranger here – ich bin der Ranger hier.» So stellt sich der Mann vor und zeigt sein «Ranger»-Abzeichen auf dem rechten Oberarm. Freundlich, zugewandt, interessiert. Wohin sie unterwegs seien, fragt er die Leute, ob sie gut ausgerüstet seien, ob sie wüssten, dass das hier ein Naturschutzgebiet sei? Es ist Daniel Haltner, genannt «Dani the Ranger», drei Tage pro Woche unterwegs am Oeschinensee.
«Du weisst nie, was auf dich zukommt, jeder Tag ist anders», sagt er beim Schichtbeginn. «Im Extremfall gibt es ein Ereignis, bei dem du am Ende die Rega holen musst. Oder dann gibt es die ruhigen Tage, wo du dich einfach aufs Abfallmanagement konzentrieren kannst.»
An diesem Tag sind – wie immer – viele Gäste unterwegs. In geführten Gruppen oder individuell Reisende, aus den Staaten, aus Asien, aus Europa, aus der Schweiz – alle wollen den Oeschinensee sehen, dieses Unesco-Welterbe oberhalb von Kandersteg im Berner Oberland. Seit der See von Influencern entdeckt wurde, ist er zu einem regelrechten Hotspot geworden.
Ein Mann mit einfachen Turnschuhen kommt Daniel Haltner entgegen: «Ich sehe Ihr Equipment, wo waren Sie? Ich bin der Ranger hier und wenn ich die Leute sehe, die zum Panoramaweg gehen mit solchen Schuhen …» «Ja, schrecklich!», antwortet der Angesprochene und lacht. Er sei sich dessen bewusst, er sei nur hier unten unterwegs.
Solche Gespräche zu führen, ist Daniel Haltners Hauptaufgabe. «Die meisten Leute sind gut ausgerüstet. Und dann gibt es einige wenige, die ein Foto auf Instagram gesehen haben und genau zu diesem Spot in der Höhe wollen – eben in schlechten Schuhen. Die bringen sich in Gefahr!»
Oeschinensee-Hype bedeutet Arbeit für Ranger
Und dann gibt es jene, die keine Sorge tragen zur Natur, die Abfall liegen lassen, Zigarettenstummel und Plastik, diejenigen, die im Naturschutzgebiet Drohnen steigen lassen und so Tiere erschrecken. Die ihre Hunde trotz Leinenpflicht frei laufen lassen. Auch diese versucht Daniel Haltner auf das richtige Verhalten aufmerksam zu machen. Ob live vor Ort am See – oder auch via Social Media. Dort ist Haltner das Gesicht des Oeschinensees.
Ein Glücksfall für die Bergbahnen: «Ein feiner Mensch, er hat ein Gespür für die Leute, ist mehrsprachig – Dani ist eine Zehn!», sagt Christoph Wandfluh, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Oeschinensee. Zusammen mit der Alpschaft hatte er die Idee, Ranger einzusetzen.
Alpschaftspräsidentin Nicola Mohler ergänzt: «Es hat hier oben einfach ein Ausmass angenommen mit den vielen Touristinnen und Touristen, dass wir reagieren mussten.» Deshalb sind seit vier Jahren täglich Ranger unterwegs.
Und dann ist da noch das Abfallmanagement: «Dani the Ranger» fährt mit seinem Abfallwagen dem See entlang, leert Container. An einem schönen Wochenende fallen 1.5 Tonnen Abfall an. Und: 40'000 Mal wird pro Sommer das WC am See gebraucht – dessen Reinigung gehört auch zu Haltners Aufgabenbereich. «Das ist der unangenehmere Teil des Jobs», sagt er und lacht, kärchert die Toilette und fährt weiter.
«Eine wunderbare Aufgabe! Ich kann die Natur schützen, Flora und Fauna, und das war mir schon immer wichtig», sagt «Dani the Ranger» am Schluss des Tages. Und wird dann noch selbst angesprochen, um ein Foto gebeten. Er ist mittlerweile auch Fotosujet hier oben – wenn auch noch nicht ganz so begehrt wie der Oeschinensee.