Auf der Wiese im Berner Marzilibad haben Sonnenanbeterinnen und Aare-Fans in den letzten Tagen ihre Badetücher ausgebreitet. Die Schwimmbecken sind zwar leer, die Aare dafür klar wie ein Bergbach und mit 18.3 Grad Wassertemperatur locker bebadbar.
Dementsprechend schwimmen verhältnismässig viele Leute in der Aare, lassen sich auf dem Rücken Richtung Bundeshaus hinuntertreiben. Oder sitzen einfach im Wasser und geniessen das kühle Nass. «Es ist traumhaft, unglaublich schön. Das Wasser ist viel ruhiger als im Sommer», sagt ein älterer Mann, als er aus der Aare steigt.
Trotz der hohen Temperaturen sind die ersten Blätter an den Bäumen bereits verfärbt, es herrscht andere Stimmung im Marzilibad als im Hochsommer. «Es hat keine Böötli im Wasser, man hat viel mehr Platz. Es ist einfach unglaublich schön, jetzt noch in der Aare zu schwimmen», sagt eine Rentnerin.
25-Grad-Marke gleich mehrfach geknackt
Den herbstlichen Aareschwumm möglich machen die seit Tagen sommerlichen Temperaturen. Mit 25 Grad wurde am Dienstag, 10. Oktober, bei der Messstation Bern-Zollikofen der späteste Sommertag seit Messbeginn 1864 registriert.
Im Oktober 2023 wurde die 25-Grad-Marke bereits fünf Mal geknackt. Zuvor geschah dies laut SRF Meteo seit 1864 nur einmal: und zwar mit 25.3 Grad am 4. Oktober 1985.
Normalerweise liegen die Höchsttemperaturen in der Schweiz im Oktober bei rund 15 Grad. Für Bern liegt die Oktobernorm laut SRF Meteo bei 14 Grad.
Die höchste im Oktober gemessene Aare-Temparatur bei der Messstation Bern-Schönau wurde mit 18.9 Grad am 3. Oktober 2011 gemessen.
Normalerweise fängt jetzt in der Aare die Eisbad-Saison an.
Die hohen Temperaturen geben den Aare-Fans zu denken. «Normalerweise fängt jetzt in der Aare die Eisbad-Saison an. Rein klimawandeltechnisch finde ich es nicht ganz so cool, dass im Oktober noch Sommer ist», sagt eine junge Frau. «Der Kummer schwimmt mit. Was soll das, wo führt das noch hin», sagt ein anderer Mann.
Sommer im Oktober: Solche Verhältnisse hat auch Christian Bigler, Leiter des Berner Sportamts, noch nie erlebt. Trotz der hohen Temperaturen ist die Marzili-Saison längst beendet, die Holzpritschen sind demontiert. Eine spontane Saisonverlängerung liegt nicht drin: «Das Personal hat von den Freibädern nahtlos auf die Kunsteisbahnen gewechselt», sagt er.
Badi-Personal arbeitet bereits auf der Eisbahn
Nur wenige hundert Meter vom Marzlibad entfernt «schlöfle» in der Kunsteisbahn Ka-We-De derweil die Wintersportlerinnen - und zwar nicht selten im T-Shirt. «Es ist schon ein bisschen warm. Es fühlt sich an wie Badewetter, aber wir sind ja sozusagen auf dem Wasser», sagt eine Schlittschuhläuferin.
Bald ist es aber vorbei mit dem sommerlichen Herbst: Am kommenden Wochenende macht eine Kaltfront den Sommerfreuden den Garaus, bis Montag fallen die Temperaturen auf der Alpennordseite auf 11 Grad.