Ein Tram fährt quietschend über eine Weiche. Die Glocke bimmelt; die Ansage der nächsten Haltestelle dröhnt durch den Lautsprecher. All das sind Alltagsgeräusche, die Jonas Biedermann zugeschickt bekommen hat. Aufgezeichnet von ihm unbekannten Menschen. Diesen «Lärm» sammelt Biedermann und arrangiert daraus elektronische Musik.
Mir geht es um lokale Töne und einen interessanten Entstehungsprozess.
Jedes Stück hat ein Hauptthema, wie eben zum Beispiel Tramgeräusche. Diesem mischt der 25-Jährige jeweils noch völlig andere Tonaufnahmen bei, wie etwa Beatbox-Aufnahmen. So entstehen mal pulsierende, mal rhythmische oder auch sphärische Songs. Diese publiziert er unter dem Künstlernamen «Tonband Basel» auf seiner Website und in den sozialen Medien.
«Dieses Projekt ist auch eine Reaktion auf KI und hochpolierte Musik. Mir geht es um lokale Töne und einen interessanten Entstehungsprozess», sagt Biedermann. Für den Studenten ist das Kunstprojekt ein Hobby, das er in seiner Freizeit betreibt. Ansonsten steht der 25-Jährige kurz vor seinem Uni-Abschluss in Mathematik und Englisch.
-
Bild 1 von 2. Die Geräusche speichert Jonas Biedermann auf einer Keyboard-Klaviatur. In einem Musikprogramm am PC arrangiert er so die Songs. Bildquelle: SRF/Sedrik Eichkorn.
-
Bild 2 von 2. Stundenlang tüftelt «Tonband Basel» an den Kompositionen, bis die Musik seiner Vorstellung entspricht. Bildquelle: SRF/Sedrik Eichkorn.
Mit diesem Projekt geht Biedermann unter anderem der Frage nach: Wie klingt Basel? Denn die Geräusche schicken ihm fremde Menschen per Smartphone. Aufgefordert werden sie durch Aufkleber mit einem kurzen Projektbeschrieb, die der Student in der Region verteilt. Ein Klick auf den QR-Code genügt, und die Töne können an «Tonband Basel» verschickt werden.
-
Bild 1 von 2. Die Aufforderung «send me sounds!» ist allerorts anzutreffen, wie zum Beispiel hier an einer Dachrinne. Bildquelle: zvg.
-
Bild 2 von 2. Die Aufkleber von «Tonband Basel» sind teilweise auch mit einer Beschreibung des Projekts ergänzt. Bildquelle: SRF/Sedrik Eichkorn.
Aus den zugeschickten Tönen komponiert Biedermann in stundenlanger Arbeit einzelne Stücke. Neben dem Song zum Thema Tram hat er zum Beispiel auch schon Musik zum Motiv «Sommerregen» arrangiert.
Natürlich schränkt diese Art des Arbeitens die künstlerische Freiheit stark ein. «Ich muss einfach mit den Sounds arbeiten, die ich habe.» Es sei eine spannende Herausforderung, trotz dieser Einschränkung kreativ zu arbeiten. «Das ist ja auch das Coole daran.» Das mache für Biedermann den Reiz des Projekts aus.
Kreative Arbeit gerade wegen starker Einschränkung
Und, dass es eigentlich ein gemeinsames Musikprojekt einer ganzen Region ist: «Die Geräusche kommen von allen möglichen Leuten. Ich setze die Sounds nur zusammen.»